Die Tage kürzen sich zögernd
zum Herbst der Erinnerungen.
Der Wind treibt die Kühle der Tränen
in die alten Gedanken;
die Ohren verjagen die Botschaft noch …
Die Leere der Scheunen
ist der Schatten des kargen Winters.
Der Tage vergängliche Wiederkehr
schließt keinen Kreis,
die Perlen der Kette
ordnen sich nicht mehr …
Die Zeit gleitet durch unbeholfene Hände,
die Stunden füllen sich
mit den Scherben geleerter Gläser.
In der Spur des Verlorenen
ist die Trauer versiegt.
Es kommen härtere Tage.
Es kommen härtere Tage
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Eine Antwort zu „Es kommen härtere Tage“
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Der Titel des Gedichts ist dem titelgebenden Gedicht aus Ingeborg Bachmanns Zyklus „Die gestundete Zeit“ entlehnt:
Die gestundete Zeit
Es kommen härtere Tage.
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.
Bald mußt du den Schuh schnüren
und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.
Denn die Eingeweide der Fische
sind kalt geworden im Wind.
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.
Dein Blick spurt im Nebel:
die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,
er steigt um ihr wehendes Haar,
er fällt ihr ins Wort,
er befiehlt ihr zu schweigen,
er findet sie sterblich
und willig dem Abschied
nach jeder Umarmung.Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!Es kommen härtere Tage.
Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit. Gedichte. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 1953.
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