Wovon ich heute hier berichte,
ist lang und noch viel länger her;
bemerkenswert ist die Geschichte
von Höhlen und von Mensch und Bär.
Es war wohl evolutionärer Plan,
als Bären sich von Beeren nährten,
das heißt, sie lebten streng vegan,
wobei selbst Pilze sie verzehrten.
Auch Honig von den wilden Bienen
entdeckten sie als Leckerbissen.
Den mussten sie mit Schmerz verdienen,
wovon auch manche Imker wissen.
Das Leben schien so unbeschwert,
da kam es zu der Katastrophe,
die Bärenglück in Unglück kehrt.
Mehr davon in der nächsten Strophe.
Meteoriten aus dem weiten All
donnerten zahlreich auf die Welt,
sodass durch Schnee- und Hagelfall
das reiche Bärenbiotop zerfällt.
Dahin die Beeren, Pilze, Bienen,
die Bären mussten andres jagen
und sich ihr Leben schwer verdienen.
Nicht selten hörte man ihr Klagen.
So wurden sie zu Karnivoren,
ganz wie sie heute sich gerieren.
Doch wahrlich nicht dafür geboren,
jagten sie nun nach andren Tieren.
Da trat ins Bärenleben die Gefahr,
ganz unvermittelt: Aus der Traum!
Da, wo es einst so friedlich war,
erschien der Mensch im Lebensraum.
Anfangs nur spärlich, eher selten
dass Mensch und Bär zusammenkamen,
doch bald schon Streit und Kampf nur gelten;
einander sie das Leben nahmen.
So war’s auch im Neandertal,
da, wo die Neandertaler lebten,
wurd‘ es für Bären eine Qual,
da die nach ihren Fellen strebten.
Der Homo sapiens war auch nicht gnädig,
jagte im Rudel jeden Bären,
vor allem Speere waren schäbig,
wobei den Schmerz auch Pfeile mehren.
Die Menschen neiden ihm den Trick
beim Fang von Lachsen und Forellen,
wenn dieser mit so viel Geschick
sie fängt beim aus dem Wasser Schnellen.
Um Höhlen sie sich heftig stritten,
da diese Schutz und Zuflucht brachten,
oft Mord und Totschlag wurd‘ erlitten.
Es war ein blutig langes Schlachten!
Davon verkünden Mensch- und Bärenknochen,
die Archäologen in den Höhlen fanden,
erst jüngst vor ein paar Wochen
Berichte in Gazetten standen.
Letztlich gewann der Mensch den Streit,
die Bären sind schon lang verschwunden.
Ob die Natur ihm das verzeiht?
Ob je Vergessen heilt die Wunden?
Nein! Nicht vergessen ist die Schand‘,
man kann sie schmerzlich nachempfinden,
wenn wir noch heut‘ in Stadt und Land
in vielen Wappen Bären finden.
Wie tief die Menschen Schuldgefühle spüren,
zeigt, was die Tiefenpsychologen denken,
dass Menschen um zu kompensieren
den Kindern Teddybären schenken.
Auszeichnung „Feder der Phantasie“ bei „AKUT 12“, verliehen durch die Freunde zeitgenössischer Dichtung im Rahmen des Lyrik/Prosa/Märchenpreises der Gemeinde Alberndorf. Abgedruckt in der Alberndorfer Anthologie Nr. 12, S. 24-27.
Kommentare
Eine Antwort zu „Die Legende von Mensch und Bär“
Ein Großteil der gegenwärtigen genetischen Variation innerhalb des Menschen geht auf die vor etwa einer halben Million Jahren geschätzte Spaltung zwischen den Populationen, die zu modernen Menschen und zu Neandertalern wurden, zurück. Viele Menschen tragen Gene von Neandertalern in sich. Welche Gene aber auf gemeinsame Vorfahren von Homo sapiens und Neandertalern zurückgehen und welche später durch gemeinsame Nachkommen der beiden in den Genpool des modernen Menschen gelangt sind, ist oft schwer zu unterscheiden. Schaefer at al. (2021) beschreiben einen neuen Algorithmus zur Inferenz von Vorfahren-Rekombinationsgraphen, der auf große genomweite Datensätze skaliert, und demonstrieren seine Genauigkeit an realen und simulierten Daten. Daraus wurden Karten innerhalb der menschlichen Genome von archaischer Abstammung und von genomischen Regionen konstruiert, die nicht mit archaischen Homininen geteilt werden, entweder durch Vermischung oder unvollständige Sortierung der Abstammungslinien. Diese Karten zeigen an, welche Gene die unterschiedlichen Gruppen moderner Menschen mit den Neandertalern und Denisova-Menschen teilen. Mit statistischen Methoden untersuchte man dabei die Erbgutträger, also die Chromosomen ohne die Geschlechtschromosomen. Dabei macht man Regionen ausfindig, in denen keine Gene zu finden waren, die moderne Menschen mit den Neandertalern oder den Denisova-Menschen teilen, wobei dies etwa sieben Prozent des Genoms betraf. Man fand unter anderem zwei Gene, die vor allem im Gehirngewebe abgelesen werden und ein Gen für die Wegbahnung von Nervenfasern, was darauf hindeutet, dass sich diese Körperregionen bei der Evolution des Homo sapiens in besonderem Maße entwickelt haben.
Literatur
Schaefer, Nathan K., Shapiro, Beth & Green, Richard E. (2021).A n ancestral recombination graph of human, Neanderthal, and Denisovan genomes. Science Advances, 7, doi:10.1126/sciadv.abc0776.