Kategorie: Gedichtzyklen

  • Dieb.Stahl

    Der Pianist im wochenmüden Café hat irgendwann gewechselt, die wohlbekannten Melodien klingen fern und fremd. Ich warte auf die Bilder, lebe allein im Gestern, das mir näher ist als alles, was mich umlebt. Erinnerungen schleichen sich in die Gedanken wie Diebe, die mir das Jetzt so billig stehlen. Zwischen den Melodien zerrinnt das Leben, aus…

  • Kein Klavier im Café Meier

    Kein Klavier im Meier heut’! Dem Dichter fehlt die Inspiration, so lauscht er stumm den Leut’ und der Kaffeemaschine Reibeton. Manche Paare turteln vor sich hin, manche schweigen sich nur an, dem Lokal fehlt ein Kamin, wo ein Feuer prasseln kann. Zwischen Topfennudeln und Salat dorren Blumen vor sich hin, steh’n als Verse so parat.…

  • Probe.Leben

    Das Leben ist nur eine Exposition, Probe auf den Ernstfall. Du blätterst in den Möglichkeiten, die Zeit löscht die Optionen – nach und nach. Was bleibt an der Pinnwand deines Lebens? Illusionen, Träume? Verstellung, Lügen, Torheiten? Rufe aus der Vergeblichkeit? Landkarten ohne Orte, namenlose Straßen, Feldwege, Irrwege, Labyrinthe. Du verkleidest dich, damit du erkannt wirst…

  • Bettlern gleich

    Bettlern gleich, hingeduckt an den Ufern des Stroms der Flanierenden. Wenige haben – en passant – einen Blick, noch weniger ein Wort. Grau ragen die Tempel auf, drohend ihre Schatten, grell die nächtlichen Gebete in der Lichtaura der Stadt. Geblendet, allmählich blind, heimkehrend in die Suburbs des Alltags, verschattet Phantasie die Grenzen, nur die Träume…

  • Lebens.Fremd

    All die Gesichter rings um dich erscheinen seltsam unvertraut, nur mehr als blindes Echo aus jener dir verlor’nen Zeit. Du hörst die Worte von fern wie eine tausendfach erklung’ne Melodie, zerspielt vom Pianisten Leben. Der Tanz der alten Bilder versinkt in dir gleich einem dunklen See. Der strenge Flug der Vögel findet darin keinen Spiegel.…

  • Fenster.Geschichten

    Hinter den nächtlichen Fenstern kauern die Geschichten, die keiner erzählt. Wortlose Zeugen von Anfängen, mehr noch vom Enden, von zerbrochenen Illusionen. Hinter den Fenstern sind die Menschen erloschen, nur ein Licht wirft seinen Schatten in die Gasse, die keine Stimmen hat und kein Begehren. Die Fenster starren müde in die verstummte Nacht, führen unbelauscht ihren…

  • Fluss.Kiesel

    Menschen sind wie Kiesel am flachen Ufer des Flusses, sie ruhen für eine knappe Zeit umspült vom Leben. Sie gleichen einander und sind einander doch fremd. Sie rollen im Wechsel der Wellen ein Stück des Weges – scheinbar – im Gleichklang dahin. Sie stoßen aneinander, flüchtig und absichtslos, sie finden sich und werden getrennt im…