w.s. scripsit, 1966

man kennt sich erst seit ein, zwei wochen,
ist schon per du, doch durchaus sie-lich,
es ist das eis noch kaum gebrochen,
doch man ist glücklich, denn man sieht sich.

auch an dem abend war es ähnlich,
man plaudert, schwatzt und lacht vergnügt,
zwar sind die worte eher dämlich
doch ist das gleich, wenn man sich liebt.

man sieht die welt mit andern augen,
sucht sehnend eine freie bank,
doch jeder jüngling wird mir glauben,
daß erst nach stunden – gottseidank –

sie sich dann zeigt; doch leider hell beleuchtet
von all den lichtern, unromantisch,
doch ist man müde und befeuchtet
ein sacktuch um geradezu pedantisch

den schmutz am sitze zu verteilen;
sich endlich setzt; ein meter liegt dazwischen.
doch liebe kennt kein lang verweilen,
sie rücken enger und verwischen

den rest den staubes an den lehnen;
und endlich rühret arm an arm!
da muß das mädchen plötzlich gähnen,
und er fragt sie: ist dir auch warm?

sie nickt ein paarmal … und er schweigt.
da für den augenblick
kein andres thema sich mehr zeigt
sagt sie, gen himmel geht ihr blick:

heut ist das wetter endlich gut.
er meint drauf: ja. was sollt er andres machen?
da faßt ihn plötzlich liebesmut,
die flammen knistern und entfachen

in seinem herzen einen brand,
und er in heißem glutverlangen
nimmt schüchtern ihre kleine hand …
doch ist dabei er so verlegen

daß einen finger er vergißt!
doch sie versteht und schiebt den kleinen,
der seinerseits so sehr vermißt,
zwischen die bebenden der seinen.

er blickt sie an und sie retour,
die augen spiegeln tausend lichter.
doch leider fehlt zu weit’rem nur der mut;
doch endlich bricht er

das schweigen mit des mädchens namen.
und beide könnten heut nicht sagen
wie ihre lippen näher kamen
und wie er dann mit leisem zagen

ihr näschen traf statt jener tiefren stelle …
doch war die richtige nicht weit.
ich denke, daß auf alle fälle
sie allzu gerne war bereit

kußgeographisch ihn zu lenken
bis er die lippen endlich fand.
denn bald schon möchte sie ihm schenken
mehr als nur lippe, nas‘ und hand.

hier zieht der dichter sich zurück.
erato schaut schon böse drein.
sie hat’s nicht gern, wenn man das glück
beschreibt mit solchem schlechten reim!

erstes mal




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