Eine befreundete Literatin, die auf zahlreiche Publikationen zurückblicken kann, und deren literarische Qualitäten ziemlich außer Zweifel stehen, meldete sich aus Neugier und Interesse an einem Meinungsaustausch mit Gleichgesinnten in dem hier nicht namentlich angeführten Internetforum Käseglocke an, bei dem es sich nach Eigendefinition um „eine der größten deutschsprachigen Literaturplattformen“ handelt. Dort gibt es für AutorInnen 23 Lyrik- und Prosaforen für Veröffentlichungen und den Meinungsaustausch mit rund 4.000 anderen Autoren, eine kostenlose Schreibwerkstatt und kostenloses Lektorat für Werke nebst jährlichen Buchveröffentlichungen.

Der Haken an der Anmeldung ist, dass man nach der Registrierung zunächst nur einen Probe-Account erhält, denn um den kompletten Funktionsumfang der Plattform nutzen zu können, muss man mindestens ein Werk eingestellt haben. Dieser erster Beitrag wird von dann von Foren-Redakteuren innerhalb weniger Tage freigeschaltet.

Gesagt, getan. Caro – unter diesem in Literaturkreisen bekannten Nickname hatte sie sich angemeldet – wählte aus den zahlreichen Foren jenes aus, das ihrem Interesse am nächsten schien: „Experimentelles – Experimentelle Lyrik„. Die Beschreibung dafür lautete: „Um der wachsenden Zahl schwer einzuordnender lyrischer Texte gerecht zu werden, kann in diesem Forum experimentiert, lautmalerisch oder dadaistisch gedichtet oder realsatirische Kunst betrieben werden.“

Da Caro vor kurzem an einem Twitter-Literatur-Wettbewerb erfolgreich teilgenommen hatte, wählte sie einen prämierten Tweet zu einem aktuellen Thema und gab ihm den Titel: „Evolution oder Kreationismus“:

Ein Affe klettert auf den Baum.Er schläft dort ein, wird wieder munter.Und Charles Darwin glaubt es kaum:als Homo sapiens kommt er herunter.

Schon nach kurzer Zeit erhielt sie von einem Forenredakteur – wir nennen ihn hier OLerche – folgende Antwort:

Hallo caro!
Ihr Beitrag ‚Evolution oder Kreationismus‘, den Sie in dem Forum veröffentlichen möchten, wurde nicht angenommen.
Dieser Vierzeiler eignet sich nicht als Vorstellungstext, zumal er – eventuell in leicht abgewandelter Form – als Schülerspruch seit Generationen regional verbreitet und geläufig ist.
Grüße von OLerche

Einigermaßen verblüfft über diese Beurteilung – alle diesbezüglichen Google-Versuche blieben natürlich negativ – antwortete sie:

Du schreibst: „Dieser Vierzeiler eignet sich nicht als Vorstellungstext, zumal er – eventuell in leicht abgewandelter Form – als Schülerspruch seit Generationen regional verbreitet und geläufig ist.“
Du hast für diese Behauptung einen Beleg, oder?
c.

Relativ prompt kam die Antwort:

Hallo caro,
„Du schreibst: „Dieser Vierzeiler eignet sich
nicht als Vorstellungstext, zumal er – eventuell in leicht abgewandelter Form – als Schülerspruch seit Generationen regional verbreitet und geläufig ist.“
Du hast für diese Behauptung einen Beleg, oder?“
Ja, die Aussage einer glaubhaften gestandenen Berliner Kollegin und Co-Lektorin.
Mit freundlichen Grüßen
OLerche

Hallo OLerche,
Und wie lautet dann dieser bekannte Schülerspruch?
c.
BTW: Das war ja der Witz an der Sache, einen solchen Eindruck von Bekanntheit zu vermitteln!

Hallo Caro,
auch ohne den Einwand der Kollegin fand der Beitrag nicht die entsprechende Zustimmung. Er wurde von insgesamt vier Personen gelesen und als lyrisches Einstiegswerk abgelehnt. Für ein Witzgedicht ist es schlicht zu sparsam konzipiert, die stilistische Mittel eher dürftig, die Pointe klemmt.
Wenn Sie Ihr Talent verkannt wähnen, schicken Sie uns doch ein Werk von Ihnen, das besser geeignet ist, uns einen Einblick in Ihre tatsächlichen Fähigkeiten zu geben oder versuchen es in einem anderen Forum.
Mit freundlichen Grüßen
OLerche

Hallo OLerche und die „vier anderen Personen“,
– Ein Witz, der der nicht sparsam ist, ist ein schlechter Witz, gerade soviele Worte, wie zur Pointe notwendig sind, macht eine guten Witz aus.
– Das stilistische Mittel sind übrigens die 140 Zeichen – das Gedicht ist nämlich ein Tweet.
– Die Feststellung, dass die Pointe klemmt, ist im Zusammenhang mit der bisher noch immer unbewiesenen Behauptung, dass es sich um einen abgewandelten Schülervers handelt, eher ein Paradoxon.
Ich komme also zu dem Schluss:
Die Jury wollte sich beweisen,
was die Dichterin erheitert.
Statt sie für’s Werk zu preisen
ist sie an ihm gescheitert.
c.

Es gibt übrigens auf dieser Literaturplattform auch ein Forum für „Humor und Satire“ …

Hallo caro!
deinIhr Beitrag ‚Eine Dichterin im Internet‘, den du in der
Käseglocke veröffentlichen möchtest, wurde nicht angenommen.
Das Käseglockenteam beglückwünscht dich allerdings, dass du eine erfolgreiche, bekannte und extrem erfindungsreiche Schriftstellerin bist, die noch an die Allwissenheit des Internets glaubt und Texte immer so zu verfassen versteht, dass der Leser ganz begeistert ist (außer er ist blöd, natürlich). Wir entschuldigen uns untertänigst, dass wir einen anderen Geschmack haben als deine Lesermassen und dass wir aufgrund unserer langjährigen Schreib- und Textarbeitserfahrung andere Ansprüche stellen als deine Fans. Wir freuen uns jedoch, zu deiner Unterhaltung beigetragen zu haben und hoffen, du lässt noch viele deiner treuen Leser an der entspannten Erheiterung teilnehmen, die dich ob unserer Ablehnung erfasste (irgendwer wird schon glauben, dass diese Erheiterung echt und nicht nur ein Schutzschild ist).
Kleiner Tipp: Falls du noch eine Selbsthilfgruppe suchst: Wir können dir noch weitere Namen von hochbegabten Autoren zukommen lassen, die in anderen Foren extrem erfolgreich sind und nach eigener Aussage nur in der Käseglocke (in der sich Leute, die ernsthaft an Text interessiert sind und deshalb schon mal genauer hinschauen) keine Jubelstürme auslösen.
Wir wünschen dir auf deinem weiteren Weg zum Literaturnobelpreis viele gute Freunde.
Grüße von Zypresse
Kontakt: http://www.Kaeseglocke.de/lw/member.php?action=mailform&userid=2240
Der Betreiber der Käseglocke stellt als Alternative ein Literatur-Blog zur Verfügung, welches ohne Zugangsbeschränkung und fast unmoderiert als Veröffentlichungs-Plattform dient. Schauen Sie einfach mal vorbei: http://www.litblog.de


3 Kommentare to “Eine Dichterin im Internet – Da bin ich ;-)”

  1. jon meint:
    6.Oktober 2009 at 08:31 Ich unterbreche meine Grinsattacke mal und rufe: Plagiat! Das hier ist kein literarischer Text sondern (unwesentlich) verfremdetes Zitieren einer Korrespondenz. Aber eigentlich sollte das beim Gegenstand des Gezeters nicht wundern – war ja auch nur ein Plagiat.
  2. C.v.A. meint:
    6.Oktober 2009 at 09:04 Plagiat?
    Was wurde hier plagiiert?
    Wenn man solche ehrenrührigen Behauptungen in den Raum stellt, sollte man die auch mit Fakten belegen können.
    Oder ist das bloß der schlechte Stil, der unter Möchtegernliteraten üblich ist?
  3. Wilhelm Busch meint:
    6.Oktober 2009 at 11:11
    Wenn einer, der mit Verve dichtet
    Und andre mit Kritik vernichtet,
    Schon meint, daß er ein Krit’ker wär,
    So irrt sich der.
    Paraphrase auf http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/frosch.html

Caro versuchte es also mit einem anderen Text und zwar einem, der schon vor einigen Jahren bei einem Literatur-Wettbewerb mit dem 2. Preis bedacht worden ist:

Wie kommt der Pfarrer ins Puff

Anselm musterte nachdenklich den dunklen Fleck auf seiner im Laufe der Jahre eng gewordenen Soutane. „Kannst du nicht besser aufpassen“, hatte er Angelika zugezischt, die ihm schon einmal bei der Vorbereitung zur Wandlung den in dieser Jahreszeit vorgewärmten Messwein auf die Kasel geschüttet hatte. Aber es war schwierig, zuverlässige Ministranten zu finden und seit einigen Jahren waren in seiner Pfarre nur noch Mädchen bereit, diesen geistlichen Hilfsjob – so hatte das sein Jugendseelsorger einmal genannt – zu verrichten.
Er betrachtete Angelika, die ihm den Rücken zugewandt die Albe in der Truhe der überheizten Sakristei verstaute. Als sie sich bückte, um den Deckel der Truhe zu öffnen, rutschte Angelikas kurzer roter Rock höher. Anselm schluckte.
„Du solltest dir nächstes Mal Hosen anziehen, damit du dich nicht verkühlst.“
Seine Stimme klang ihm fremd, seltsam entfernt.
„Okay Boss.“
Langsam richtete sich Angelika auf und kam in ihren schwarzen Sportschuhen, die ihrem Gang etwas Wiegendes verliehen, auf ihn zu. Sie lächelte, als sie seinen Blick sah, und sah ihn an.
Er küsste die Stola und reichte ihr diese mit dem Zingulum, die er zuvor abgelegt hatte und die nun auf dem abgeschabten Pult neben ihm hingen. Sie nahm beide und hängte sich den Gürtel um den Hals. Langsam drehte sich das Mädchen um, faltete die Stola sorgsam in der Mitte, ging die wenigen Schritte zur Truhe, faltete den Stoff nochmals und beugte sich abermals weit vor, um die Kleidungsstücke hineinzulegen. Das kunstvoll geflochtene Zingulum rutschte dabei von ihren Schultern und fiel in die Truhe. Er hatte es längst aufgegeben, dieses Kunststück, wie sie es nannte, zu tadeln.
Angelika schloss die Truhe, ging zum Tisch neben der Tür zur Kirche und ergriff den Klingelbeutel aus blauem Samt, den sie beim Auszug nach der Abendmesse dort abgelegt hatte. Als sie auf ihn zuging, hielt sie den Beutel mit einer Hand am goldenen Rand und streichelte den Stoff sanft mit der anderen. Sie umfasste ihn so, dass die Münzen darin klingelnd sprangen.
„Soll ich es in die Kasse leeren?“
„Lass nur, das mach ich schon!“
Ihre Hand berührte leicht seinen Handrücken, als er den Beutel entgegennahm.
„Na dann bis morgen, Herr Pfarrer.“
„Ja, bis morgen“, wiederholte er erst, als die schwere Tür schon hinter dem Mädchen ins Schloss gefallen war.
Als er die Spenden der Gemeinde auf das Plastiktablett leerte, fand er unter den Scheinen wieder diese kleine rote Visitenkarte mit der handgeschriebenen Adresse. Das war jetzt schon das sechste Mal. Er nahm die Karte und warf sie wie immer in den Papierkorb.
Nachdem er die Hosenknöpfe und Parkmünzen aussortiert und die Spenden in der Kasse verstaut hatte, verließ Anselm die Sakristei. Er hatte das Licht schon abgedreht und die Türe geöffnet, als er im Schein des durch den schmalen Spalt hereinfallenden Lichtes der Straßenlaterne doch noch zum Papierkorb zurückging, die Karte ertastete und in die Innentasche seines Pluviale steckte.


Hallo caro!
Ihr Beitrag ‚Wie kommt der Pfarrer ins Puff‘, den Sie in der
Käseglocke veröffentlichen möchten, wurde nicht angenommen.
Leider ist die Idee nun wirklich nicht neu und auch nicht sehr originell umgesetzt. Auch bedarf der Text bezüglich Rechtschreibung noch einer Überprüfung.(einschließlich Titel).
Wie ich sehe, ist dies nicht Ihre erste Bewerbung, vielleicht sollten Sie sich überlegen, ob die
Käseglocke wirklich der geeignete Ort für Ihre Werke sein kann/soll.
Grüße von Branka

Hallo Branka,
was meinst du mit Rechtschreibung? Hab ich irgendwo noch einen Tippfehler?
Und in der Überschrift finde ich auch keinen, denn den habe ich von der Ausschreibung des Literaturwettbewerbes direkt übernommen, bei dem ich vor Jahren mit dem Text den zweiten Platz erhalten hatte.
Ich dachte, dieses Forum ist dazu da, dass Texte professionell diskutiert und verbessert werden. Dann wäre es doch nett, wenn du mir wenigstens konkret mitteilen würdest, warum diese Idee nicht neu ist – gibt es dafür irgendwelche Belege? Etwa vergleichbare Texte, die sich mit dieser Problematik beschäftigen.
Mit freundlichen Grüßen
C.v.A.

Hallo caro,
ja, es gibt Tippfehler, ansonsten wird an das Erstlingswerk ein besonderer Anspruch gestellt. Später, bei Vollmitgliedschaft, kann dann an Texten gearbeitet werden, aber das weißt du ja sicher inzwischen alles.
LG Branka

Welche Tippfehler gibt es denn? Wäre nett, wenn du mir die mitteilen könntest! War noch ein Wort in der alten Rechtschreibung?

Hallo caro,
bei Ablehnung des Textes ist dieser von meinem Computer verschwunden, daher kann ich jetzt nicht mehr darauf eingehen. In Erinnerung ist mir aber schwarz mit „aa“, Kanzel ohne „z“.
Ich denke, das bringt jetzt auch nichts, der Text ist abgelehnt. Auch bringst es nichts, sich nach einer Ablehnung einfach ein anderes Forum auszusuchen.
LG Branka

Du bist lustig – „Kanzel“ kam in dem ganzen Text nicht vor, sondern nur das Wort „Kasel“, das Obergewand eines Priesters. Und das mit dem Fehler im Titel versteh ich immer noch nicht.

Hallo caro,
das passiert, wenn ein so kurzer Text mit Fremdwörtern gespickt ist. Ich hatte nicht alle nachgeschlagen.
Nun aber mal zum Abschluss. Arbeit am Text und dies tun wir jetzt, erfolgt nach Freischaltung und die hast du noch nicht.
Meine Arbeit auf der Lupe ist mein Hobby und jetzt wende ich mich wieder meiner Arbeit zu.
MfG
Branka

Fremdwörter
Für mich ist Schreiben immer auch Recherchieren und die Wahl des richtigen Ausdrucks. Trotzdem danke, dass du soviel Zeit geopfert hast. Immerhin weiß ich jetzt, wie hier mit Texten anderer umgegangen wird.
Caroline von Arndt

Hallo caro,
ich denke, wir sollten die Diskussion wirklich abbrechen. Du willst es nicht verstehen. Ich finde es schwierig, wenn der Leser erst einmal eine Weile im Internet unterwegs sein muss, um sich einen Text zu erlesen, noch dazu, wenn es sich bei dem Text um eine Kurzprosa handelt.
MfG
Branka

Eine Weile im Internet unterwegs?
In meinem Text kommen mit Kasel, Albe, Pluviale und Zingulum genau vier spezifische Begriffe vor, wobei deren Bedeutung als Gewandbestandteile für das Verständnis der Geschichte nicht einmal besonders relevant sind – und Zingulum wird außerdem auch als geflochtener Gürtel beschrieben. Sakristei, Soutane und Stola sind doch allgemein verständliche und übliche Begriffe. Ich dachte immer, in einem guten literarischen Text sollte der treffliche Begriff dem vagen, ungenauen vorgezogen werden.
C.v.A.

Hallo caro,
ich habe nichts gegen Fremdwörter, aber wenn sie, wie du schreibst, zum Verstehen des Textes nicht nötig sind, dann sollte der Autor darauf verzichten und dies ist nun wirklich die letzte Antwort von mir zu diesem Thema.
MfG
Branka

Ja, wir lassen deinen letzten Satz hier einfach so stehen, dass sich alle, die diese Geschichte um den Versuch, unter die Käseglocke zu kommen, lesen werden, selber einen Reim drauf machen können.
C.v.A.
PS: Wenn du nach einer Dichterin im Internet googlest, wirst du sicher rasch fündig werden.


Dieser Beitrag hat 15 Kommentare

  1. micDrurdyduer

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  2. Silvia

    Das reizvolle an der Engelsgeschichte ist doch, dass es in ihr um die Trennung zweier Menschen geht, die in fast „besinnlicher“ Weise abgehandelt wird. Der Humor kommt mir manchmal wie Galgenhumor vor, wobei ich viel eher die Tränen und die Trauer spüre, über die sich der Autor durch seinen Witz hinwegschwindelt. Die Kommentare bei der Geschichte scheinen meine Einschätzung zu bestätigen.

  3. :Ludwig Janssen

    Ein unbeteiligter Ex-Messdiener zitiert hier „Messwein auf die Kasel geschüttet“ und lächelt unbeteiligten Lesern pazifisch zu.

    Die verlinkte Engelgeschichte las ich ebenfalls. Was mir dazu einfällt: Wenns (so sehr) eine Glosse sein soll, was schließt aus, den Text als Kurzgeschichte zu sehen, warum ists dann keine Kurzgeschichte? Denn die sah ich eher.
    Und, dass es nicht „meine“ Sprache ist, mit der da geschrieben wurde(mir sagt sie nicht in jeder Passage zu). Da liegt wohl auch dieser Hase im Pfeffer – dass der Text dem Türsteher besagten Forums nicht zusagte, den gönnerhaften Schulterklopfer mit dem Handwerk hätte er sich sparen können (sollen).

    Letztlich sagt das alles jedoch herzlich wenig über den literarischen Wert des Textes aus. Die Kritik des Türstehers der Käseglocke ebenso wenig wie der Preis.

    Leider, zum Glück kann auch nicht abschließend über Sinn und Zweckmäßigkeit einer Vorauslese von Texten durch ein Forum, dessen „Lektoren“ geurteilt werden. Es handelt sich um ein Experiment unter vielen, die Käseglocke gibt es schon lange, mal schaun, ob man sie in zwei Jahren als Forum der schreibenden Elite der Republik finden wird, oder überhaupt, oder überhaupt.

  4. west

    Ich hab dein Erfahrungen mit der „Käseglocke“ nicht glauben können und dachte, dass du mit den Personen dort einfach Pech hattest. Um das zu prüfen, hab ich einfach meine jüngst mit einem ersten Preis für Prosa beim AKUT09 ausgezeichneten Text genommen, und denen geschickt. Die Reaktion war vergleichbar ignorant:

    Hallo westsiebenundvierzig!
    Ihr Beitrag ‚My Private Angel‚, den Sie in der Käseglocke veröffentlichen möchten, wurde nicht angenommen.
    Locker flockig geschrieben, ist das vorgestellte Werk leider keine (Kurz)Geschichte, sondern eine Glosse. Was den Text nicht per se als Einstandswerk disqualifiziert. In unserem Forum ‚Essays, Rezensionen und Kolumnen‘ finden Vertreter dieses Genres zum Beispiel ein Plätzchen. Wenn dieses Werk nur nicht so sinnfrei wäre! Diese Schwadronade über Eigenheiten von Schutzengeln wirkt wie eine Lockerungsübung für die Schreibfantasie, aber die gehören in die Schublade respektive auf die Festplatte. Ich bin sicher, Sie könnten uns auch sättigerendes Lesefutter bieten, Ihr Handwerk macht nämlich einen soliden Eindruck. Möchten Sie es noch einmal mit einem anderen Text versuchen?
    Grüße von Rumpelsstilzchen

    Ich denke, der Name der/des Rezensenten spricht sieben Berge, über die man sich schleunigst begeben sollte, bevor man dort literarisch sinnvolle Unterstützung erhalten möchte. Ich habe dort nicht einmal eine Möglichkeit gefunden, sich komplett löschen zu lassen! Wahrscheinlich sind die vielen AutorInnen, derer sie sich berühmen, nur Karteileichen.
    W.S.

  5. Edgar

    Trotz deiner Verschlüsselung der Community hab ich das „Original“ gefunden und dort ein wenig gestöbert: Quantität vor Qualität. Die Texte in der „Kurzprosa“ erreichen nicht annähernd die Qualität deines „Pfarrers“. Aber sag ehrlich, was wolltest du denn überhaupt dort? Als erfolgreiche Autorin hast du das doch gar nicht notwendig! Und die Tipps zur Verbesserung, die ich dort fand, sind eher jenes Gesäusel, das man in Schreibseminaren immer wieder findet.
    m2c
    Edgar

  6. Unbeteiligter Leser

    Da fragt man sich als unbeteiligter Leser schon, welche Kompetenz jemand bei der Beurteilung eines Textes über einen katholischen Messvorgang an den Tag legt, der sich vorstellen kann, dass eine Ministrantin den Messwein auf die Kanzel schüttet. Man stelle sich das einmal bildlich vor …

  7. Alfred P.

    Der treib es arg, der Apfelbaum,
    zu jeder Jahreszeit.
    Man glaubt es kaum:
    Der Winter macht die Beine breit.

    Das alles in des Gartens Raume,
    wer hätte das gedacht.
    Sogar mit einer Pflaume.
    Drum gebt beim Essen acht.

  8. C.v.A.

    Habe übrigens unter der Käseglocke ein wundervolles Gedicht gefunden, das nicht nur mein Herz mit Lust erfüllt:

    Der Apfel der Vergänglichkeit
    Von dem Baum, der vielen Triebe
    Kommt nicht in der Frühlingszeit
    Kommt im Herbst, der großen Liebe

    Ewig kann der Baum nicht blühen
    Du Apfel Du, ich hab Dich gern
    Ein ganzes Jahr war sein Bemühen
    Dich zu essen, liegt mir fern

    Auch die Pflaumen sind jetzt reif
    Sind zuckersüß und voller Saft
    Mein Begehren ist ganz steif
    Nach der vollen Gartenpracht

    Ja, es ist der Busen der Natur
    Der mein Herz mit Lust erfüllt
    Es schlägt in ihm die gleiche Uhr
    Die auch mich mit Schnee verhüllt

    Offensichtlich muss man sowas schreiben, um unter die Käseglocke zu kommen. Ich fürchte, das schaffe ich nie und nimmer!

  9. :Ludwig Janssen

    Ja, das stimmt. Die Begründung der Ablehnung wirkt recht fadenscheinig. Allein „eventuell“ ließ sie zum Blah geraten.

    Die Einleitung dieses Blogbeitrages
    „Eine befreundete Literatin, die auf zahlreiche Publikationen zurückblicken kann, und deren literarische Qualitäten ziemlich außer Zweifel stehen,“ jedoch ist zumindest ebenso unglücklich gewählt, da sie meiner Meinung nach dem Leser einen Anspruch aufbläst, der sich durch den Tweet selbst nicht halten lässt. Das wurde hier schon ausgebreitet.

    Literarischer Lorbeer, den man an anderer Stelle zu Recht errang, ist keine Polizeimarke, ist keine Wildcard, ist eine Auszeichung, die einem Autoren eher Erwartung zum Ausdruck bringen sollte als Anspruchsdenken rechtfertigen.

    Dass bei einer Literaturplattform Texte einer Vorauswahl unterzogen werden, ist meiner Meinung nach ein Handeln, dass sicherlich einem ehrlichen Anliegen gerecht werden soll, ein gewisses Niveau erreichen/halten/bieten zu können.

    Wer erlebte, wie frei zugängliche Literaturplattformen, kaum, dass sie eine gewisse Größe und dadurch Popularität erreichten, mit Texten geflutet werden, deren Verfasser die kritische Auseinandersetzung mit ihren Werken nicht aushalten, führen können oder eben gar nicht suchen, kann nachvollziehen, dass jemand irgendein Regulativ einsetzen möchte.

    Doch wer, nein, wessen Maß soll angelegt werden? So etwas bringt eben auch so etwas wie den hier in der Ablehung und der anschließenden Diskussion offenbaren Hochmut hervor, der dazu auch noch in Häme ausartet. Dem liest sich viel Frust aus, Ignoranz und Übersättigung.
    Denn letztlich sinds nur ein paar wenige Geister, die hier über „gut oder nicht gut“ entscheiden und das, hihi, womöglich als „Literatur oder nicht Literatur“ verstanden wissen möchten.

    Da sich das, was den Begriff „Literatur“ über dessen Funktionalität der Bezeichnung alles Geschriebenen hinaus erhebt, nicht allein aus der Stellung von Schrift, sondern aus dessen Zusammenwirken mit Schreiber und Leser erschafft, gerät ein solches Instrument vor allem bei einem öffentlichen Literaturforum zu Türsteherei und ist nicht mehr als das.

    Öffentliche und frei Literaturforen im Internet sind nun einmal auch „Community“, sind Forum im Sinne von „Markt“, ein Markt, auf dem reges Treiben herrscht, dass nicht anders ist als das eines realen Marktes, auf dem vom Trödel bis zum Gemüse, Kunsthandwerk, selbstgebackener Apfelkuchen und Designermode eher angeboten als nachgefragt werden, aber reichlich konsumiert.

    Letztlich bieten sie (frei zugägliche Literaturplattformen) die Chance zur Begegnung zum und über dem Wort, deren Qualität sich aus der Fähigkeit der sich Begegnenden zu Wort und Austausch heraus gestaltet.

    Auch in Literaturforen entsteht nicht nur Lesenswertes, sondern auch Literatur. Literatur, die keines großen Namens bedarf, um sich aus der Zweidimensionalität eines Bildschirms heraus im Leser selbst zu schöpfen.

    Speakers Corner.

    Es kann einem etablierten Literaten nicht schaden, sich auf wenig mehr als eine Kiste zu stellen und von seinem Wort auszubreiten. Und, nunja :) auch von der Borniertheit von Leuten zu kosten und ihren gescheiterten Träumen, von Leuten, die in der Tat nie so gut schreiben werden wie er/sie selbst. Sich mit Texten eines Jungen befassen, dessen LRS seiner Freude am Schreiben, seinem Versuch zu Ausdruck nicht hindern kann. Mit einer Hausfrau am Metrum eines gähnend langweiligen Sonnets feilen – „nur so“. Und tatsächlich Menschen begegnen, die sich schreibend ausdrücken.

    Zu solcher Begegnung über dem Wort lädt zum Beispiel http://www.keinVerlag.de herzlich ein.

  10. mikel

    ich hätte ja nicht mehr gelacht… alles so lupenrein und zedernhaft, ich bin dort 2003 als Mod ausgestiegen und es hat sich nicht wirklich etwas geändert…..

    lol

  11. C.v.A.

    Mit Heinz Erhards Niveau verglichen zu werden, finde ich gar nicht so schlimm – obwohl mir von meiner Herkunft her Jandl. Artmann und Nestroy wesentlich näher sind. War ja auch eine „Auftragsarbeit“ und sollte nicht direkt dem „Schatz der deutschen Dichtung“ einverleibt werden.
    Was mich an der Sache amüsiert, ist die Abwertung via einer unbelegten Behauptung („Plagiat“), dann via einer pseudodemokratischen Abstimmung („vier andere Personen“) statt einer literaturkritischen Auseinandersetzung mit dem Text selber. Es wird ad personam argumentiert wie so oft in Auseinandersetzungen, um sich um eine Bewertung der Sache – hier ist es wohl ein konkreter Text – herumzudrücken.

  12. Brett

    Es ist beruhigend zu wissen, dass es Literaturforen gibt, wo nicht alles angenommen wrd. Das abgelehnte Gedicht erreicht das Niveau von Erhardt und Walkes, aber ist es mehr? Nicht viel mehr, kommt mir vor. Da hat sich ein abgründiger Pessimismus eine bittere Lustigkeit übergezogen – mag ja sein, aber es läuft dann – für meinen Geschmack – viel zu glatt durch. Da lacht das Publikum, sogar der Pennäler, es lacht und lacht und kriegt davon keinen schmerzhaften Husten. Und an der Stelle ist es – in my humble opinion – ein Gedicht, das man durchaus als „zu wenig“ ablehnen kann. Das ist kein Urteil, sondern eine Meinung, natürlich. Aber es hat kein Dichter ein Anrecht darauf, dass man ihr oder ihm alles abnimmt, was er einem in den Briefkasten wirft. Die haben da ihre Maßstäbe – sollen sie doch haben. Mir würden sie sicherlich auch nichts abkaufen ^^, und das scheint mir eine gute Sache zu sein. Ich finde das Aufrechterhalten von Maßstäben wichtiger als dass es immer „gerecht“ zugeht. Und Renommee berechtigt zu gar nichts! Neulich hat Grünbein saublödes Gedicht zu Tod von M. Jackson geschrieben – das wird eben nicht dadurch besser, dass er doch schon soooo viel bei Suhrkamp untergebracht hat.

  13. ingo

    hurra“ wir leben noch, ein hoch, ein hoch wir leben noch
    wir leeeheben noch. ein HOCH!

    nur immer vorwärts únd nie vergessen
    worin die stärke besteht
    die solidität.
    die SOOOOLIIIEEDIIITÄÄÄÄT
    die solidität.

    vae victim,
    morituri te salutant.

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