An den Fenstern des stehenden Zuges
laufen eilige Regenfäden hinab,
sie erinnern an den Fluss der Zeit,
der ohne Erbarmen schreit:
Von nun an bist du allein!
Einsam in einer kalten, fremden Welt,
die keine Umarmungen für dich bereit hält,
kein Wort des Trostes und des Schlafes.
Nur Bilder trügerischer Augenblicke des Glücks,
längst versunken im Meer des Vergessens.
Du kennst das Ziel des Zuges,
doch du wirst dort nicht ankommen,
denn es war die Wärme ihres Blickes,
die einst dich empfangen hatte,
ihr Atmen neben dir in der Nacht.
Nun lauschst du ängstlich in das Dunkel,
das dich auch am Tag bedrohlich umfängt,
sehnst dich nach einem Zeichen der Hoffnung.
Die Unerbittlichkeit des Endgültigen
zerschneidet dein Band zum Leben.
All deine Fragen gelten den Augenblicken
in denen eine Umkehr noch möglich gewesen wäre,
in denen ein einziges Wort – gesprochen oder verschwiegen –
deinem Leben eine andere Bahn gegeben hätte,
einen möglichen Weg mit ihr geöffnet hätte.
Du findest solche Momente in deinem Leben,
manche so banal, zufällig und unbedeutend,
dass ein verbittertes Lächeln die Erinnerung quält,
manche Momente, die tiefe Wunden schlugen,
deren Narben heute noch manchmal schmerzen.
Diese Wunden brennen auch in der Erinnerung,
verdunkeln den Blick auf die Zeiten des Glücks,
in denen du nie an der Unendlichkeit der Liebe gezweifelt hast,
in denen du dich – den Göttern gleich –
unsterblich wähntest.
Dennoch: es wäre ein Leben, wert gelebt zu werden,
fändest du jetzt die Worte und Taten,
mit denen du ihr fernes Herz erreichen könntest,
das sich vor jenen Wunden schützen möchte,
die du ihr von Neuem schlagen könntest.
Was vermag ihr Herz heute noch zu berühren,
dass jenes Glück nun endlich möglich wäre,
von dem sie – wie du – einmal geträumt hat?
Auch wenn die alte Liebe längst erkaltet ist,
findet sich nicht eine Spur tiefer Trauer um sie?
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