Wenn die Nächte allmählich länger werden,
sich der Tag mitten im Leben davonschleicht,
dann kommen hinter den frühen Schatten
die totgedachten Gedanken hervorgekrochen.
Sie fragen dich nach deinem Gefährten,
den du zurückgelassen hast,
weil du deinen Weg alleine gehen wolltest.
Weil du glaubtest, du bist freier,
wenn du alles allein entscheiden kannst.
Weil du glaubtest, du kommst schneller voran,
wenn du keine Rücksicht nehmen musst.
Weil du glaubtest, du bist sicherer,
wenn keiner deine Überzeugungen in Frage stellt.
Weil du glaubtest, weniger lang zweifeln zu müssen,
wenn du einmal an dir selber unsicher bist.
Weil du glaubtest, die Welt besser erkennen zu können,
wenn dir kein anderer die Sicht nehmen kann.
Nun hast du den Gefährten zurückgelassen,
der dir treu, allzu treu manchmal, zur Seite stand.
In dieser neuen, dunklen Zeit der Freiheit
haben all deine Gedanken nur ein Ziel,
das du ihnen nicht entziehen kannst,
du bist auf dich allein zurückgeworfen,
hast freie Sicht auf die Welt …
und auf dich.
[Lichtbild: Benjamin Stangl 2008]
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