Kategorie: Gedichte

  • SCHERENSCHNITTE

    1 Zwischenräume werden wesentlich, erhalten Atem eingehämmert. Ich starre auf den Spalt – warte auf etwas, etwas, das kommen muß. Es kündet das Knacken der Wände an, vor dem Zusammenbruch noch ein Verweilen. Ich starre auf den Spalt. Warte. Auf das Unausweichliche, das Unerwartete. 2 Das Stöhnen in den Mauern pflanzt sich in den Körpern…

  • FORMULIERUNGEN

    Der gerichtlich enteidigte Sachverständige sprach vor dem verstaubten Auditorium: Es sei von Unberechenbarkeit aufgrund strenger wissenschaftliche Analyse keine wie immer geartete Rede. Vielmehr müsse – unter Berücksichtigung aller Tatsagen – die Verantwortlichkeit des Abgeklagten in wohlkalkulierte Rechnung gestellt werden. So ging letztere ohne den legendären Wirt dennoch auf: Sie alle müssen hängen ohne Aussehen der…

  • I & II

    I in der letzten zeit habe ich immer das gefühl: das stück ist gespielt. warum fällt der verdammte vorhang nicht. ich stehe auf der bühne und starre in das dunkle parkett. in der letzten reihe stehen noch einige, ihren mäntel zum gehen bereit, durch die offenen türen rundum fällt das gelbe licht der gänge –…

  • FÜNF BEHAUPTUNGEN UND EINE VERMUTUNG

    Auf meinem Hausdach sitzt ein Floh. Das war schon gestern und vorgestern so. Den hat die Katze des Nachbarn verloren. Sie hat heute Früh drei Junge geboren. Es ist bewiesen, dass Flöhe nicht so bald sterben. Vielleicht wird ein Junges denselbigen erben. w.s. scripsit 1966

  • DREI MÄRCHEN – DREI ENDEN

    KLEINES MÄRCHEN – MIT OPEN END Die sieben Zwerge hatten beschlossen ein großes Haus zu errichten – und gar viel Zwergenschweiß wurde vergossen – hieß es in den Zwergen-Nachrichten. Nach sieben Jahren war das Werk vollendet. Das Haus war riesengroß. Jedoch: Wie die Geschichte nun wohl endet? Sie warten auf Schneewittchen immer noch. MÄRCHEN –…

  • Mondfäden

    Die Träume spinnen aus den Fäden des Mondlichts ein flüchtiges Netz, in dem sie das Versäumte fangen. Die nicht gesprochenen Worte ballen sich in ihm wie ein Fischschwarm, verstummen ihrem Element entrissen,

  • Mondheimat

    Was meint der Mond,. wenn er sagt: Ich gehe nach Hause? Er folgt seinen alten Spuren ohne Umweg in täglicher Wiederkehr. Sein Zuhause muss hinter dem Horizongt liegen. Irgendwo. Es gibt keine Straßen dorthin, keine Wegweiser und Pfeile, keine Ortsschilder. Woher weiß der Mond, dass er zu Hause ist?