Kategorie: Gedichtzyklen
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Herbst.Reminiszenzen
Wenn du behutsam durch den Park gehst, hörst du vielleicht die Blätter, die hinter dir herflüstern, dir vom Sommer erzählen, von der längst vergessenen Sehnsucht des Frühlings. Und der von der Nacht gefrorene Himmel knallt sein unterbittliches Blau in die Zwischenräume deiner Gedanken. Der Winter wird kommen.
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Herbst.Schmähung
Herbst! Herbst! Schickst die Natur auf Chlorophyllentzug, stiehlst karge Sonnenstunden aus den engen Tälern. Du treibst die Nebelfetzen als Boten läng’rer Nächte durch die Gassen. Du täuschst mit deinen Farben die frühlingssücht‛gen Herzen. Vertrieben hast du längst den Schrill der Schwalben aus den Giebeln. Bedrängst der Menschen Hälse mit dicken Schals und hohen Krägen, zwingst…
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Drei unkrautige Einreimer
Wildwuchernde Winde Es sieht jeder Blinde: Die wuchernde Winde wächst rasend geschwinde entlang der borkigen Rinde einer duftenden Linde oder auch Tamarinde und baumelt im Winde. Meine Gattin Gerlinde sagt: Gatte, erfinde doch etwas geschwinde, dass sie verschwinde! Wie sehr ich mich schinde, kein Mittel ich finde! Meine Wut ist gelinde schon lang eine blinde.…
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Sprachliches Unkraut
Das unvollendete Präteritum hofft auf Perfektion. Im hölzernen Satzbau vermodern die Modi. Das optimistische Futur füttert die Gegenwart. Maskulina und Feminina geben sich dem Genuss hin. Künstliche Komposita haben es gestrichen voll und zerfallen zerschmettert auf dem Komposthaufen der Lettern. Selbstgefällige Adjektiva widersetzen sich der Mülltrennung. Ein unerhörtes Appellativum verirrt sich zwischen Parenthesen und zerschellt…
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Unkrauts Kriegsführung
Bei der Schneeschmelze nutzt das Unkraut das braungefrorene Gras als Tarnanzug. Schickt als Vorhut seine grünen Spitzen in den Märzenhimmel. Wenn die Aprilsonne die Wurzeln wärmt, bläst es zum Angriff. Aus dem Hinterhalt des Sommerschattens überfällt es die erhoffte Ernte. Im Herbst bleibt Arcimboldo ohne Gesicht. Verfasst für den Alois Vogel – Literaturpreis 2018
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Das Unkraut ist eine Frau
Das Unkraut ist jene Frau, an der man einst achtlos vorüberging, als sie uns schöne Augen machte. Doch sie lief uns nach. Ungeniert sinkt sie uns unvermittelt an die Brust. Verfasst für den Alois Vogel – Literaturpreis 2018
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Die Legende von Mensch und Bär
Wovon ich heute hier berichte, ist lang und noch viel länger her; bemerkenswert ist die Geschichte von Höhlen und von Mensch und Bär. Es war wohl evolutionärer Plan, als Bären sich von Beeren nährten, das heißt, sie lebten streng vegan, wobei selbst Pilze sie verzehrten. Auch Honig von den wilden Bienen entdeckten sie als Leckerbissen.…