1. Szene
Ort: Ein moderner, minimalistisch eingerichteter Raum einer renommierten psychotherapeutischen Praxis in London. Es ist ein grauer Nachmittag, und der Regen prasselt gegen die Fenster. Der Therapeut, Dr. Alexander Fields, ein erfahrener und einfühlsamer systemischer Psychotherapeut, sitzt auf einem Stuhl. Vor ihm liegen zwei Aktenordner. Der Raum ist ruhig, und es gibt nur das leise Summen eines Ventilators.
Dr. Fields hat eine lange Karriere hinter sich, aber das, was heute vor ihm sitzt, ist etwas völlig anderes. Zwei Menschen in einem Körper, die scheinbar in ständiger Konfrontation miteinander stehen. Dr. Henry Jekyll ist ein charismatischer und höflicher Mann mittleren Alters, der sich bemüht, die Kontrolle über sein Leben und seine Handlungen zu behalten. Edward Hyde, seine dunkle, entfesselte Seite, sitzt dagegen in einer Ecke des Raumes, mit verschränkten Armen, ein schiefes Grinsen auf den Lippen, und einer Aura von Bedrohung.
Dr. Fields: Also, Dr. Jekyll… Mr. Hyde… es freut mich, dass Sie beide den Weg zu mir gefunden haben. Ich nehme an, Sie haben bemerkt, dass Ihre Zwillingsexistenz nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrer Umgebung einiges an Schwierigkeiten bereitet. Was genau möchten Sie heute besprechen?
Dr. Jekyll: Nun, Dr. Fields, wie Sie sich vielleicht denken können, ist es… eine belastende Situation. Ich habe lange Zeit versucht, ein Gleichgewicht zu finden. Doch seit meiner ersten Erfahrung mit dem Serum, das mir die Möglichkeit gibt, Hyde zu entfesseln, wird es immer schwieriger, die Kontrolle zu behalten. Hyde… er ist einfach stärker, und seine Einflüsse auf mein Leben werden immer offensichtlicher.
Hyde (grinst): Oh, der Gute Doktor, immer der moralische Held. Du redest viel, Jekyll, aber du weißt genau, dass du mich nicht wirklich stoppen kannst. Ich bin der Teil von dir, den du nie wirklich loswerden wolltest. Du hast mich erschaffen, also musst du dich auch mit mir abfinden.
Dr. Fields: Mr. Hyde, ich verstehe, dass Sie eine… etwas andere Perspektive haben. Vielleicht könnten wir, wenn es Ihnen nichts ausmacht, gemeinsam über Ihre Beziehung zueinander sprechen. Was denken Sie, Dr. Jekyll, wenn Sie sich an Ihre ersten Momente der Veränderung erinnern? Was genau hat den Prozess des ‚Übertritts‘ in Hyde ausgelöst?
Dr. Jekyll: Es begann als ein Experiment, das mir helfen sollte, die dunklen Seiten der menschlichen Natur besser zu verstehen – die Teile, die uns nicht zugänglich sind, die wir in uns selbst verbergen. Doch was ich nicht wusste, war, dass dieses Serum nicht nur meine negativen Eigenschaften verstärken würde, sondern dass es auch eine völlig andere, sehr gefährliche Persönlichkeit hervorbringen würde.
Hyde: Genau. Und was ich seitdem tue? Ich bin der unbeschwerte Teil von dir, der nicht zögert, zu nehmen, was er will. Du hast mich erschaffen, und jetzt hast du Angst vor mir.
Dr. Fields: Es scheint, dass Dr. Jekyll versucht, mit einem Teil von sich selbst zu kämpfen, der ihn sowohl fasziniert als auch zerstört. Und Mr. Hyde… Sie sehen sich als die Befreiung von Jekyll, richtig?
Hyde (lacht höhnisch): Befreiung? Ich bin der wahre Mann! Jekyll ist schwach, ein Gefangener seiner eigenen Moral. Ich tue, was getan werden muss, ohne Rücksicht auf das, was die Gesellschaft von mir erwartet. Der Gesetzgeber, die Regeln – all das ist mir egal.
Dr. Jekyll: Aber das ist genau das Problem! Ich habe das Gefühl, dass ich immer weniger Kontrolle über mein Leben habe, dass Hyde immer mehr von mir übernimmt. Und was ist mit den Konsequenzen, die er für andere verursacht? Der Verlust von Vertrauen, die Zerstörung von Beziehungen – wie kann ich das überhaupt rechtfertigen?
Dr. Fields: Das ist ein interessantes Spannungsfeld. Dr. Jekyll, Sie haben sich immer noch der Verantwortung zugewiesen, aber gleichzeitig scheint es, als ob Sie sich selbst einräumen, dass Sie eine gewisse Verantwortung für Mr. Hyde übernommen haben. Ihre Verbindung scheint fast… symbiotisch, nicht?
Dr. Jekyll: Ich hatte nie vor, Hyde zu erschaffen. Aber nun, da er existiert, scheint es, als ob er ein unaufhaltsamer Teil meiner Identität ist.
Hyde: Unaufhaltsam, ja. Niemand kann mich loswerden. Und was Jekyll angeht… er wird mich immer brauchen. Wir sind zwei Seiten derselben Münze. Du kannst das nicht einfach wegwischen, du alter Mann.
Dr. Fields: Es gibt hier eine wichtige Dynamik. Wenn wir uns das systemische Modell ansehen, dann bedeutet das, dass jede Veränderung, die Sie beide erfahren, die andere Seite beeinflusst. Es geht nicht nur um das Verhältnis von Jekyll zu Hyde, sondern auch darum, wie diese Zerrissenheit Ihre Umwelt, Ihre Beziehungen und Ihre Wahrnehmung von sich selbst beeinflusst. Was passiert, wenn Sie sich dem nicht weiter entziehen?
Dr. Jekyll (zögernd): Ich… ich weiß nicht, wie lange ich diese Zweiheit noch ertragen kann. Ich habe Angst, dass ich irgendwann komplett die Kontrolle verlieren werde, dass Hyde alles übernehmen könnte.
Hyde (mit einem schelmischen Lächeln): Und was, wenn das die Freiheit ist, von der du immer geträumt hast? Keine Schranken, keine Beschränkungen.
Dr. Fields: Es geht nicht nur um die Frage von Kontrolle oder Freiheit. Vielleicht geht es mehr darum, die Konflikte innerhalb Ihrer selbst zu verstehen und zu integrieren, statt sie nur zu bekämpfen. Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie beide lernen könnten, auf eine gesunde Weise zu koexistieren?
Dr. Jekyll: Koexistieren? Kann das überhaupt möglich sein?
Hyde: Warum nicht? Du bist doch mein Schöpfer, und du wirst mich nie ganz loswerden. Warum sollten wir nicht einfach… zusammenarbeiten?
Dr. Fields: Vielleicht ist es nicht die Frage, ob Sie miteinander ‚arbeiten‘ können, sondern wie Sie eine Balance finden. Vielleicht bedeutet wahre Integration, dass Sie nicht nur einen Teil von sich selbst abspalten, sondern lernen, mit allen Aspekten Ihres Wesens auf eine neue Weise umzugehen.“
Dr. Jekyll & Hyde schauen Dr. Fields verwundert an.
Dr. Fields: Nun, Dr. Jekyll, Mr. Hyde, wir haben uns heute mit der Idee einer möglichen Koexistenz auseinandergesetzt. Aber ich möchte noch einen Schritt weitergehen. Dr. Jekyll, wie fühlen Sie sich bei der Vorstellung, nicht nur gegen Hyde zu kämpfen, sondern vielleicht ein Stück weit mit ihm zu arbeiten? Kann es sein, dass der Versuch, ihn zu unterdrücken, eher die Zerrissenheit verstärkt?
Dr. Jekyll (nachdenklich): Ich… ich weiß es nicht. Es fällt mir unglaublich schwer, diese Idee zu akzeptieren. Ich habe immer geglaubt, dass ich mich von Hyde distanzieren muss, dass er das absolute Gegenteil von mir ist, ein Teil meiner dunklen Seite, den ich niemals zulassen darf.
Hyde (mit einem fast spöttischen Lächeln): Und was, wenn es so ist, wie ich es immer sage? Du und ich sind nicht wirklich so unterschiedlich. Du hast mir das Serum gegeben, du hast mich erschaffen. Du kannst nicht einfach so tun, als ob ich nicht existiere.
Dr. Fields: Genau darum geht es. Es scheint, als ob Sie beide sich immer wieder in einem Teufelskreis bewegen. Dr. Jekyll, es geht nicht darum, Hyde zu akzeptieren oder ihm nachzugeben, sondern darum, ihn als Teil Ihrer Selbst anzuerkennen. Und Mr. Hyde, Sie könnten erkennen, dass Ihr Einfluss auf Dr. Jekyll nicht unendlich sein muss. Was würde es für Sie bedeuten, Ihre Dynamik zu verändern?
Hyde (nach einer Pause): Vielleicht… vielleicht würde es mir Spaß machen, zu sehen, was passiert, wenn ich mich ein bisschen zurückhalte. Aber nur ein bisschen.
Dr. Jekyll: Es ist schwer, diesen Gedanken zuzulassen… Aber vielleicht könnte es der einzige Weg sein, nicht vollständig zu zerbrechen.
Dr. Fields: Gut. Ich schlage vor, dass Sie sich beide für die nächste Sitzung etwas vornehmen. Sie werden versuchen, in Ihrem Alltag eine kleine Veränderung vorzunehmen, um diese ‚Koexistenz‘ zu testen. Es geht nicht darum, alles sofort zu lösen, sondern um das bewusste Wahrnehmen der Momente, in denen Sie miteinander in Konflikt stehen. Reflektieren Sie darüber, wie Sie sich in diesen Momenten fühlen, was Sie denken und wie Sie reagieren. Machen Sie sich Notizen, vielleicht in Form eines Tagebuchs.
Dr. Jekyll: Das könnte ein Anfang sein. Es wird sicherlich schwierig werden.
Hyde: Schwierig? Vielleicht. Aber ich bin gespannt, was passiert, wenn wir versuchen, uns ein bisschen zu arrangieren.
Dr. Fields: In Ordnung. Dann geht es darum, bewusst zu beobachten und zu reflektieren. Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um Ihre Reaktionen und Gefühle zu notieren. Denken Sie auch daran, keine sofortigen Urteile zu fällen – nur beobachten. Nächste Woche werden wir dann zusammen die Ergebnisse durchgehen und sehen, was wir daraus lernen können.
Aufgabe bis zur nächsten Sitzung:
Tagebuch führen – Dr. Jekyll und Mr. Hyde sollen in den nächsten Tagen ein Tagebuch führen, in dem sie sich bewusst Notizen über die Momente machen, in denen ihre Identitäten in Konflikt geraten. Sie sollen speziell folgende Punkte notieren:
Welche Situationen lösen den Konflikt aus?
Wie fühlen sie sich in diesen Momenten (körperlich, emotional)?
Welche Gedanken gehen ihnen durch den Kopf? (z. B. Kampf, Akzeptanz, Ablehnung)
Welche Handlungen unternehmen sie in diesen Momenten? Versuchen sie, Kontrolle auszuüben oder geben sie nach?
Reflektion der Dynamik – Beide sollen versuchen, die Momente zu benennen, in denen sie eine Veränderung in der Dynamik zwischen sich und dem anderen bemerken. Wann haben sie das Gefühl, dass sie sich einander annähern oder sich weiter voneinander entfernen? Was passiert, wenn sie diese Momente bewusst wahrnehmen?
Gespräch über Koexistenz – Beide sollen sich darauf vorbereiten, in der nächsten Sitzung ihre Gedanken über die Möglichkeit einer Koexistenz zu reflektieren. Was bedeutet es für sie, mit ihrer Dualität zu leben? Können sie sich einen Weg vorstellen, wie sie gemeinsam existieren könnten, ohne sich gegenseitig zu schädigen?
Dr. Jekylls Tagebuch
Tag 1: Ich habe heute versucht, die Anweisung des Therapeuten zu befolgen und die Momente zu notieren, in denen ich das Gefühl habe, die Kontrolle zu verlieren oder Hyde zu spüren. Es ist schwer, genau zu sagen, wann es beginnt, aber ich habe bemerkt, dass es vor allem dann geschieht, wenn ich in Stress gerate – wenn etwas nicht nach meinen Vorstellungen läuft, sei es bei der Arbeit oder im privaten Leben.
Heute hatte ich ein Gespräch mit einem Kollegen, das nicht gut verlief. Es war nichts Großes, aber es ärgerte mich, dass er meine Vorschläge nicht ernst nahm. Plötzlich überkam mich ein unbeherrschtes Gefühl der Wut – ich wollte ihn anschreien, ihn zurechtweisen, seine Unachtsamkeit bestrafen. Ich merkte, wie ich mich an Hyde klammerte. Es ist als ob er da ist, wie ein Schatten, der flüstert: „Gib ihm, was er verdient. Zeig ihm, wer du wirklich bist.“ Ich hielt mich jedoch zurück und sagte nur ein paar spitze Bemerkungen. Es war schwierig, aber ich wollte nicht zu dem werden, wovor ich mich fürchte.
Ich frage mich, ob ich irgendwann zu Hyde werde, wenn ich nicht aufpasse. Vielleicht ist es nicht nur der Stress – vielleicht ist es auch, dass ich ihn tief in mir trage, selbst wenn ich es nicht will.
Tag 2: Heute war ein merkwürdiger Tag. Ich habe wieder versucht, die Kontrolle zu bewahren, als ein kleines Missverständnis in meiner Familie zu einem unangenehmen Streit führte. Ich spürte, wie mein Blut kochte, als meine Schwester mich kritisierte, aber dann erinnerte ich mich an das, was Dr. Fields gesagt hat: „Beobachten, nicht urteilen.“
Es fiel mir sehr schwer, ruhig zu bleiben. Aber anstatt zu explodieren, zog ich mich zurück, versuchte, ruhig zu atmen und die Situation von außen zu betrachten. Für einen Moment dachte ich, ich könnte es schaffen. Doch dann kam der Moment, als Hyde durchschimmerte – ein Gedanke, dass ich mich nicht mehr zurückhalten müsste. „Warum nicht einfach sagen, was du wirklich denkst?“ Es war fast so, als ob ich von innen heraus dazu gedrängt wurde. Doch ich beherrschte mich, vielleicht aus Angst vor dem, was ich sagen könnte.
Ich beginne zu verstehen, dass es nicht nur Stress oder Ärger sind, die Hyde hervorrufen. Es ist auch eine Art von Müdigkeit, ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber den Regeln, die ich mir selbst gesetzt habe. Hyde ist die Antwort auf dieses Gefühl der Einschränkung.
Tag 3: Heute habe ich es tatsächlich geschafft, einen Moment der Koexistenz zu erleben – zumindest auf meine Weise. Ich war in einer stressigen Besprechung, und plötzlich fühlte ich, wie sich eine Dunkelheit in mir aufbaute. Hyde wollte sprechen, wollte die Kontrolle übernehmen. Aber statt zu kämpfen, fragte ich mich, warum er immer wieder auftaucht.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, einfach zuzuhören, was Hyde zu sagen hätte. Ohne die Wut. Und zu meiner Überraschung war da etwas, das ich kaum verstehen kann. Vielleicht hat Hyde Recht – vielleicht gibt es Dinge, die ich nicht laut sagen darf, aber trotzdem denke. Vielleicht hilft es, diese Gedanken zuzulassen, anstatt sie sofort zu verurteilen. Ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal mehr darauf zu achten, was wirklich passiert, wenn ich diese Impulse habe. Vielleicht ist das der erste Schritt, um den Kampf zu beenden.
Mr. Hydes Tagebuch
Tag 1: Ich kann es kaum fassen, dass der gute Doktor mir das gesagt hat – „Beobachten, nicht urteilen.“ Wie ein Kind, das einem Hund beibringt, nicht zu beißen, wenn er Hunger hat. Beobachten? Ich weiß, was zu tun ist! Es ist einfach: Mach es, was du willst. Der gute Doktor, dieser arme, schwache Mensch, ist immer da, der Versuch, seine Finger auf mich zu legen, als ob er mich zügeln könnte. Aber heute? Ich habe es genossen. Da war dieser Typ, der mir einen Weg versperrte. Er machte eine Bemerkung, die mich ärgerte, also ließ ich ihm meinen Zorn spüren.
Er sah sich um, fast so, als wollte er sich entschuldigen, aber ich ließ ihn wissen, wer hier das Sagen hat. Ich dachte an Jekyll und wie er sich hinter seiner Fassade versteckt. „Beobachte, nicht urteilen,“ und ich? Ich habe ihm gezeigt, wie er sich fühlt, wenn er für einen Moment den Halt verliert.
Es war ein Hochgefühl, aber natürlich wird der Arzt mir wieder sagen, dass ich mich beherrschen soll. Er versteht nichts.
Tag 2: Was für ein langweiliger Tag. Jekyll hat sich wieder zu sehr beherrschen wollen. Diese Familie von ihm, die immer an ihm zieht, als ob er immer so ruhig bleiben müsste. Was für eine Farce. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um ihm zu zeigen, dass er auch anders sein kann. Während des Streits mit seiner Schwester konnte ich ihm zeigen, was er wirklich will – die Kontrolle. Die Macht.
Er hat sich zurückgehalten, was schade ist. Aber was passiert, wenn er sich nicht zurückhält? Was passiert, wenn er sich mir hingibt? Vielleicht sind wir beide nicht so verschieden. Er will es nur nicht zugeben. Und was ich will, ist einfach nur die Freiheit, zu tun, was ich will, ohne seine dämlichen Regeln.
Tag 3: Ich habe beobachtet. Und es war… interessant. Jekyll wollte die Kontrolle behalten, so sehr er auch versuchte, sich zusammenzureißen. Aber er weiß, dass er mich nicht so leicht abwimmeln kann. „Zuhören, was du zu sagen hast?“ Tja, was soll ich sagen? Die Wahrheit ist einfach: Ich habe keine Lust, immer nur zuzuhören, was er will. Aber heute war er ruhig. Fast als ob er verstehen wollte, was in mir vorgeht. Das kann er nicht, aber es interessiert mich. Wie lange kann er sich noch zurückhalten? Vielleicht ist das der Beginn einer neuen Phase – eine, in der wir uns nicht ständig bekämpfen müssen. Aber nur ein bisschen. Nur ein bisschen.
Ich werde abwarten, was der Doktor sagen wird. Aber bis dahin werde ich meine Freiheit genießen.
2. Szene
Ort: Der Therapie-Raum von Dr. Fields. Es ist immer noch der gleiche Raum, den sie beim ersten Treffen betreten haben, jedoch ist heute eine gewisse Spannung zu spüren. Die beiden Tagebücher liegen auf dem Tisch vor Dr. Fields. Dr. Jekyll und Mr. Hyde sitzen wie gewohnt auf getrennten Stühlen – Dr. Jekyll aufrecht und etwas angespannt, Hyde eher entspannt und mit einem frechen Grinsen.
Dr. Fields: Nun, es ist an der Zeit, über die Tagebucheinträge zu sprechen, die Sie beiden mitgebracht haben. Ich habe sie durchgelesen und möchte, dass wir heute ein wenig darüber sprechen, was Sie beide in den letzten Tagen beobachtet haben. Dr. Jekyll, vielleicht beginnen wir mit Ihnen. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Ihre Beobachtungen niedergeschrieben haben?
Dr. Jekyll (leicht nervös): Es war… herausfordernd. Ich dachte, es würde mir leichter fallen, aber als ich die Momente aufgeschrieben habe, in denen ich versuche, die Kontrolle zu bewahren, habe ich gemerkt, wie oft es mich tatsächlich überfordert. Es ist nicht nur der Stress, der Hyde hervorrufen kann, sondern… auch eine Art von Müdigkeit. Ich merke, dass ich oft gegen etwas kämpfe, das nicht wirklich greifbar ist.
Dr. Fields: Das klingt, als ob Sie die Spannung zwischen Ihrem Wunsch, alles zu kontrollieren, und dem inneren Drang, sich von dieser Kontrolle zu befreien, wirklich spüren. Es ist eine ständige Auseinandersetzung. Wie haben Sie sich nach diesen Momenten gefühlt, in denen Sie sich zurückgehalten haben?
Dr. Jekyll: Es fühlt sich wie ein Sieg an, aber auch wie ein Verlust. Ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst immer weiter einschränke. Als ob ich einen Teil von mir ständig im Zaum halte, und manchmal frage ich mich, ob dieser Teil mich irgendwann ganz übernehmen wird. Es ist… beängstigend.
Dr. Fields: Es ist verständlich, dass Sie sich so fühlen. Die Angst vor dem Verlust der Kontrolle kann sehr belastend sein. Doch in Ihrem Tagebuch scheinen Sie auch Momente der Reflexion gefunden zu haben. Sie haben versucht, nicht sofort zu urteilen und einfach zu beobachten, was passiert, wenn Sie sich diesen Impulsen hingeben. Was denken Sie jetzt darüber?
Dr. Jekyll (zögernd): Ich… ich weiß nicht. Vielleicht ist es nicht immer der beste Weg, gegen Hyde zu kämpfen. Vielleicht sollte ich mehr auf ihn hören, statt ihn sofort zu verurteilen. Aber was bedeutet das für mich? Würde ich dadurch zu ihm werden?
Dr. Fields: Das ist die Frage, die wir vielleicht in den nächsten Sitzungen weiter untersuchen können. Es geht nicht nur um das Verstehen oder Bekämpfen eines Teils von sich selbst, sondern auch um die Frage der Integration. Vielleicht bedeutet Akzeptanz nicht, sich vollständig mit Hyde zu vereinen, sondern ihm zuzuhören, ohne ihn sofort zu übernehmen. Was denken Sie darüber?
Dr. Jekyll: Ich hoffe, dass ich noch nicht so weit bin, dass ich wirklich in Gefahr bin, mich zu verlieren. Aber ich beginne zu verstehen, dass Hyde vielleicht auch nicht einfach nur mein Feind ist.
Dr. Fields: Mr. Hyde, wie haben Sie die Aufgabe empfunden, Ihre eigenen Beobachtungen zu machen?
Hyde (lacht spöttisch): Ah, der Doktor, der immer so viel fragt. Du hast dich zurückgehalten, Jekyll. Hättest du mir nur erlaubt, ein bisschen mehr die Zügel in die Hand zu nehmen, wäre alles viel einfacher. (Er lehnt sich zurück, seine Miene ist sarkastisch.) Aber hey, das Tagebuch hat mir gefallen. Es war fast amüsant zu sehen, wie er sich zurückzog, als er gemerkt hat, dass er in einer Situation die Kontrolle verlieren könnte. Du hast dir selbst einen schönen Käfig gebaut, Jekyll. Ein goldener Käfig, aber ein Käfig.
Dr. Fields: Mr. Hyde, ich verstehe, dass Sie diese Situationen vielleicht anders wahrnehmen. Sie genießen es offensichtlich, die Kontrolle zu übernehmen, aber was haben Sie aus den Tagen, in denen Sie sich selbst beobachtet haben, gelernt?
Hyde (grinst): Ich habe nicht viel gelernt. Warum sollte ich? Es hat Spaß gemacht, die Kontrolle zu übernehmen. Aber was mich interessiert, ist, dass Jekyll plötzlich anfängt, mich als etwas zu sehen, das ihm helfen könnte. Vielleicht könnte es ihm sogar gefallen, ab und zu die Zügel loszulassen und sich einfach treiben zu lassen. Vielleicht könnte er ein bisschen mehr von mir gebrauchen.
Dr. Fields: Es klingt, als ob Sie beide etwas zu gewinnen haben, wenn Sie versuchen, miteinander zu arbeiten. Dr. Jekyll, was denken Sie, wenn Sie hören, dass Hyde von Ihnen verlangt, sich mehr zu ‚befreien‘?
Dr. Jekyll (unbehaglich): Es ist… verlockend. Aber ich weiß, dass es nicht die Lösung sein kann. Wenn ich mich vollständig auf Hyde einlasse, verliere ich mich selbst. Und dennoch… kann ich nicht leugnen, dass ich manchmal das Gefühl habe, er könnte mir etwas zeigen, was ich nicht sehen kann.
Dr. Fields: Vielleicht liegt der Schlüssel in der Balance. Sie beide sind Teile eines Ganzen, und vielleicht geht es darum, diese Teile nicht zu unterdrücken, sondern zu verstehen, wie sie zusammenarbeiten können, ohne dass einer den anderen zerstört. Wenn wir uns Ihren Tagebüchern ansehen, können wir feststellen, dass beide Seiten wichtige Einsichten haben – Dr. Jekyll, Ihre Reflexion und Verantwortung, und Mr. Hyde, Ihre Fähigkeit, sich von den sozialen Normen zu befreien.
Hyde: Siehst du, Jekyll? Der Mann hier versteht mich. Du solltest wirklich aufhören, gegen mich anzukämpfen.
Dr. Jekyll: Aber das bedeutet nicht, dass ich aufhören kann, meine Verantwortung zu tragen. Ich… ich weiß nicht, ob ich mir je vollständig erlauben kann, was du tust.
Dr. Fields: Das ist der Kern des Konflikts – Verantwortung. Aber auch Freiheit. Ich denke, es wird für Sie beide wichtig sein, weiter zu beobachten, wie Sie aufeinander reagieren, und zu erkennen, dass beide Aspekte zu Ihnen gehören. Vielleicht bedeutet wahre Integration nicht, dass der eine den anderen besiegt, sondern dass sie einen Raum finden, in dem beide existieren können, ohne sich gegenseitig zu zerstören.
Dr. Jekyll: Vielleicht gibt es einen Weg, mit Hyde zu leben, ohne mich selbst zu verlieren…
Hyde (mit einem diabolischen Lächeln): Vielleicht… Vielleicht nicht.
Dr. Fields: Gut. Ich denke, es wird wichtig sein, dass Sie beide weiter beobachten und sich bewusst machen, wann die Dynamik zwischen Ihnen wechselt. Versuchen Sie, in den nächsten Tagen noch mehr zu reflektieren und Ihre Gedanken festzuhalten. Vielleicht können wir in der nächsten Sitzung noch einen Schritt weiter gehen.
Dr. Jekyll: Ich werde weiter beobachten. Vielleicht kann ich mehr lernen, als ich gedacht habe.
Hyde: Und ich werde schauen, wie weit ich gehen kann, bevor Jekyll wieder ein Einhalt gebietet. Sollte lustig werden.
Dr. Fields: Dann kommen Sie beide bitte gut vorbereitet zu unserer nächsten Sitzung. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie sich Ihre Dynamik weiterentwickelt.“
3. Szene
Ort: Der vertraute Therapieraum von Dr. Fields. Es ist ungewöhnlich still, und eine gewisse Schwere liegt in der Luft. Dr. Jekyll sitzt am Tisch, seine Haltung zeigt eine Mischung aus Erschöpfung und Entschlossenheit. Mr. Hyde hingegen wirkt eher ungeduldig und amüsiert, als ob er das ganze Setting ein wenig als lächerlich empfindet.
Dr. Fields sitzt ruhig und beobachtet die beiden, der Blick auf die beiden gerichtet, doch er spürt die Veränderung in der Atmosphäre.
Dr. Fields: Willkommen zurück. Ich habe das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Ich spüre, dass heute etwas anderes in der Luft liegt. Wie fühlen Sie sich beide? (Er schaut zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde hin und her.)
Dr. Jekyll (mit einer gewissen Entschlossenheit, aber auch einem Hauch von Traurigkeit): Dr. Fields, ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir diese Therapie beenden. Die letzten Wochen haben mir viel über mich selbst gezeigt, aber ich komme zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hat, weiterzumachen.
Mr. Hyde (lacht leicht und lehnt sich zurück): Genau, Jekyll. Ich habe es dir doch gesagt. Ihr Menschen habt dieses Bedürfnis, alles zu erklären, alles zu ordnen. Aber das ist einfach nicht möglich. Wir sind, wie wir sind.
Dr. Fields (vorsichtig, aber mitfühlend): Warum kommen Sie zu diesem Schluss? Was ist der entscheidende Punkt, der Sie glauben lässt, dass es keinen Sinn mehr macht, weiter an sich zu arbeiten?
Dr. Jekyll (atmet tief ein): Es geht nicht nur darum, wie wir uns hier gegenüber sitzen. Es ist die Erkenntnis, dass wir, trotz aller Bemühungen, einfach nicht zusammenarbeiten können. Es gibt zu viel Zerrissenheit in mir – zu viele Gegensätze, die ich nicht vereinen kann. Die Therapie hat uns keine Klarheit gebracht, nur… weitere Fragen.
Mr. Hyde (mit einem grinsenden Blick auf Jekyll): Oh, er redet von ‚Zerrissenheit‘ und ‚Verwirrung‘, aber was er wirklich sagt, ist, dass er einfach keine Lust mehr hat, gegen mich zu kämpfen. Wir sind beide, wie wir sind. Warum sich also ständig verbiegen? Warum sollte er sich die ganze Zeit selbst unterdrücken? (Er schaut Dr. Fields an.) Das ist ein Kampf, den man nur verlieren kann.
Dr. Fields (ruhig, aber bestimmt): Verstehe ich Sie richtig, Mr. Hyde? Sie sind der Meinung, dass der Versuch, mit Jekyll zu koexistieren, völlig sinnlos ist?
Hyde: Natürlich. Was soll das Ganze? Jekyll könnte glücklich sein, in seiner kleinen, bürgerlichen Welt weiterzuleben, aber er kann nicht erwarten, dass er mich dabei einfach abschüttelt, als ob ich ein Ärgernis bin. Ich bin ein Teil von ihm, und er weiß es. Also warum nicht einfach aufhören, sich zu verstecken?
Dr. Jekyll (wird etwas nervös): Ich weiß, was du damit sagen willst, Hyde. Aber du missverstehst mich. Ich kann nicht einfach den Verstand verlieren. Ich habe Verantwortung, sowohl für mich selbst als auch für die Menschen um mich herum. Diese Verantwortung kann ich nicht einfach aufgeben.
Dr. Fields (sanft, aber mit einer festeren Stimme): Es klingt, als ob Sie beide in einem Konflikt stecken, den Sie nicht lösen können. Vielleicht liegt der Punkt nicht darin, dass es unmöglich ist, sich zu verändern, sondern dass Sie noch nicht den richtigen Weg gefunden haben, miteinander umzugehen.
Dr. Jekyll (seufzt): Ich habe genug versucht, Dr. Fields. Ich habe mir jeden Tag Gedanken gemacht, was ich anders machen könnte. Aber es ist wie ein Teufelskreis. Je mehr ich versuche, ihn zu kontrollieren, desto stärker wird er. Und je mehr ich versuche, ihn zu akzeptieren, desto mehr verliere ich mich.
Hyde (lehnt sich weiter zurück und spricht mit einem leicht spöttischen Ton): Lass es doch einfach sein, Jekyll. Was hast du verloren? Nichts, was wirklich zählt. Die Leute sehen dich als den ‚guten Arzt‘, als das Symbol der Ordnung. Aber du bist nur ein Gefangener in deinem eigenen Körper.
Dr. Fields (mit einem Blick, der sowohl Jekyll als auch Hyde umfasst): Es tut mir leid zu hören, dass Sie sich beide so fühlen. Aber ich möchte, dass Sie noch einmal darüber nachdenken: Was wäre, wenn der wahre Kern dieses Konflikts nicht in der Unvereinbarkeit Ihrer Identitäten liegt, sondern in Ihrer Vorstellung von Kontrolle und Freiheit? Was, wenn es nicht darum geht, entweder den einen oder den anderen zu verdrängen, sondern ein Gleichgewicht zu finden?
Dr. Jekyll (blickt nach unten, nachdenklich): Vielleicht… aber das Gleichgewicht ist ein Mythos, Dr. Fields. Man kann nicht gleichzeitig alles haben. Ich kann nicht gleichzeitig ein verantwortungsvoller Arzt und ein ungebundener, ungezähmter Mann wie Hyde sein. Es ist einfach nicht möglich.
Mr. Hyde (grinst triumphierend): Genau, und du hast es endlich begriffen. Die ganze Therapie war nur ein Versuch, uns in eine Schublade zu stecken, in der wir beide nicht reinpassen. Und jetzt? Jetzt ist es an der Zeit, einfach zu akzeptieren, dass es keine Lösung gibt. Ich bin und bleibe, was ich bin.
Dr. Fields (nickt langsam, als würde er beide verstehen): Ich höre, was Sie sagen. Es klingt, als ob der Kampf gegen Ihre Natur und die Erwartung, sich zu ändern, zu viel geworden ist. Es tut mir leid, dass Sie zu dem Schluss kommen, dass diese Therapie Ihnen nicht weiterhelfen kann. (Er schaut Dr. Jekyll an.) Aber vielleicht ist das nur ein Moment der Erschöpfung, der Sie zu diesem Entschluss bringt. Manchmal braucht es einfach mehr Zeit, um zu erkennen, dass Veränderung nicht sofort kommen muss.
Dr. Jekyll (mit einer Mischung aus Resignation und Zorn): Ich… ich weiß nicht, ob ich noch mehr Zeit habe, Dr. Fields. Aber vielleicht… vielleicht habe ich auch die Antwort gefunden, die ich brauche. Vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass ich nicht vollständig heil werden kann.
Hyde (spöttisch): Genau. Akzeptanz ist der Schlüssel. Mach einfach Schluss mit dieser Therapie und leb endlich dein Leben. Der Kampf hat ohnehin keinen Sinn.
Dr. Fields: Wenn Sie sich entscheiden, diese Therapie zu beenden, dann respektiere ich Ihre Entscheidung. Aber ich möchte, dass Sie wissen, dass wir immer noch die Möglichkeit haben, uns mit diesem Konflikt auseinanderzusetzen. Wenn Sie irgendwann das Gefühl haben, dass Sie doch wieder einen Schritt weitergehen möchten, stehe ich zur Verfügung.
Dr. Jekyll (schaut zu Hyde, dann wieder zu Dr. Fields): Ich werde darüber nachdenken. Aber im Moment fühle ich, dass es das Beste ist, diese Sitzung zu beenden.
Mr. Hyde: Ich auch. Es war unterhaltsam, aber es endet hier.
Dr. Fields (nickt langsam): Verstanden. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute auf Ihrem Weg. Und denken Sie daran: Veränderungen brauchen Zeit – und auch wenn diese Sitzung endet, ist es nicht das Ende Ihrer Reise.
4. Szene
Ort: Ein gemütliches Café in London, in dem Robert Louis Stevenson zufällig Dr. Fields trifft. Die beiden haben sich in einer kleinen Ecke des Cafés niedergelassen. Es ist ein ruhiger Nachmittag, und der Duft von frisch gebrühtem Tee liegt in der Luft. Dr. Fields hat Stevenson, der durch seine berühmten Werke bekannt ist, auf der Straße erkannt und ein Gespräch begonnen. Nachdem sie eine Weile über allgemeine Themen gesprochen haben, führt Dr. Fields das Thema der Therapie ein.
Dr. Fields: Es ist wirklich ein Vergnügen, Sie zu treffen, Mr. Stevenson. Ich muss sagen, Ihre Werke haben mich sehr geprägt. Besonders ‚Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde‘ hat mich immer wieder zum Nachdenken angeregt, über den Kampf zwischen verschiedenen Aspekten der menschlichen Psyche. Sie haben das, was wir in der Psychotherapie als ‚innere Zerrissenheit‘ bezeichnen, auf eine so fesselnde Weise dargestellt.
Stevenson (mit einem verschmitzten Lächeln, das leicht ironisch wirkt): Ah, Sie sind ein Psychotherapeut, nehme ich an? Das erklärt einiges. Sie scheinen das Thema wirklich sehr ernst zu nehmen. Aber ich bin sicher, Sie haben schon eine Menge Meinungen über meine Arbeit gehört, was?
Dr. Fields (lacht): Ja, das könnte man wohl sagen. Tatsächlich habe ich vor kurzem eine recht ungewöhnliche Erfahrung gemacht, die mich an Ihre Geschichte erinnert hat. Es ging um zwei Persönlichkeiten, die versuchten, mit ihrer Zerrissenheit in einer Psychotherapie zu arbeiten.
Stevenson (hebt eine Augenbraue, offensichtlich neugierig): Ach? Was für eine seltsame Wendung! Wenn ich Sie richtig verstehe, dann haben Sie zwei Menschen, die – wie in meiner Erzählung – das gleiche ‚Zerrissensein‘ erleben, aber dieses Mal nicht in einem dramatischen, literarischen Rahmen, sondern durch moderne Psychotherapie?
Dr. Fields (nickt): Genau. Es war ein sehr ungewöhnlicher Fall. Es handelte sich um eine Person, die sowohl die Persönlichkeit von Dr. Jekyll als auch die von Mr. Hyde in sich trug. Und diese beiden Persönlichkeiten versuchten, ihre Konflikte in Therapie zu lösen. Es war ein sehr intensiver und aufwühlender Prozess, und es hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht, wie tief Ihre Erzählung über die Dualität des Menschen wirklich geht.
Stevenson (lacht leise, etwas amüsiert, aber auch nachdenklich): Das klingt beinahe so, als ob meine Geschichte ein wenig zu real geworden wäre! Warten Sie… Sie meinen, jemand hat tatsächlich versucht, sich therapieren zu lassen, indem er versucht hat, mit einer inneren Jekyll-Hyde-Spaltung klarzukommen? Und das in der modernen Welt?
Dr. Fields (nickt ernsthaft): Ja. Es war faszinierend und gleichzeitig erschreckend, weil der Versuch, diese beiden Persönlichkeiten miteinander zu versöhnen, wirklich zum Scheitern verurteilt war. Dr. Jekyll und Mr. Hyde sind, wie Sie wissen, nicht nur zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, sondern auch zwei extrem gegensätzliche Kräfte. Ihre Versuche, diese zu integrieren, führten nur zu noch mehr Verwirrung und Schmerz.
Stevenson (blickt nachdenklich auf seine Teetasse): Hmmm. Interessant. Und wie endete die Therapie?
Dr. Fields: Die beiden, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, entschieden sich schließlich, die Therapie zu beenden. Es schien, als ob die Idee, ihre unterschiedlichen Seiten zu vereinbaren, zu viel für sie war. Es führte eher zu einem Gefühl der Erschöpfung als zu einer echten Lösung.
Stevenson (zieht nachdenklich die Stirn in Falten, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnt): Das ist in der Tat… erschütternd. Ich habe immer gewusst, dass es in meiner Geschichte keine einfache Antwort gibt. Der Kampf zwischen Jekyll und Hyde ist ja auch der Versuch, zwei unversöhnliche Teile eines Menschen zu verbinden – das Gute und das Böse, das Zivilisierte und das Wilde. Aber diese Idee, dass sie es tatsächlich versucht haben, das zu ‚heilen‘… Das fühlt sich fast zu real an.
Dr. Fields: Ja, und es hat mich selbst überrascht, wie weit der Versuch ging. Es gab echte Fortschritte im Verständnis, aber am Ende war die Erkenntnis, dass diese beiden Persönlichkeiten nicht ohne weiteres vereint werden können. Es gibt einen fundamentalen Konflikt, der nicht einfach durch Gespräche und Einsicht überwunden werden kann.
Stevenson (lehnt sich nach vorne, als ob er über etwas nachdenkt, was er gerade hört): Weißt du, das ist vielleicht die einzige Wahrheit, die ich jemals über diese Geschichte gesagt habe – dass es keinen einfachen Weg gibt, diese beiden Teile zu vereinen. Es ist ein unlösbarer Konflikt. Und das ist es, was die menschliche Psyche so faszinierend und so tragisch macht. (Er macht eine kurze Pause und blickt nachdenklich aus dem Fenster.) Ich muss zugeben, dass ich erleichtert bin zu hören, dass die Therapie nicht fortgesetzt wurde. Denn tief in meinem Inneren habe ich immer gewusst, dass diese beiden Teile niemals in Harmonie leben können. Das Gute kann nicht einfach das Böse integrieren – es gibt zu viel Widerspruch.
Dr. Fields (nickt, als ob er die Antwort erwartet hat): Es scheint, als hätten Sie das damals schon intuitiv gewusst. Vielleicht war es das, was die Geschichte so kraftvoll gemacht hat – die Akzeptanz des Unausweichlichen, der Idee, dass die Dualität des Menschen nicht heilbar ist.
Stevenson (lächelt schwach, ein wenig erleichtert): Genau. Vielleicht ist es nicht unsere Aufgabe, zu heilen, was nie geheilt werden kann. Die Spannung zwischen diesen beiden Persönlichkeiten – das ist das Herzstück der Geschichte. Ich freue mich zu hören, dass diese modernen ‚Therapeuten‘ auch erkannt haben, dass sie in diesem Fall keine Heilung bringen können. Manchmal ist es besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Dr. Fields: Vielleicht, ja. Aber wissen Sie, in unserer Arbeit als Therapeuten sehen wir oft, dass Menschen versuchen, zu heilen, was tief in ihnen verwurzelt ist – und manchmal ist das genau das, was die Therapie so schwierig macht. Sie müssen lernen, mit den Teilen von sich selbst zu leben, die man vielleicht nicht vollständig verstehen oder ändern kann.
Stevenson (lacht, fast ein wenig bitter): Ja, und wer könnte es besser verstehen als Sie? Es klingt nach einer sehr menschlichen Herausforderung, die sowohl Sie als auch ich in meiner eigenen Art versuchen, zu begreifen. Vielleicht müssen wir einfach akzeptieren, dass es kein ‚Heilen‘ gibt, sondern nur ein Überleben der inneren Konflikte.
Dr. Fields (lächelt sanft): Genau. Und manchmal – wie in Ihrem Fall – ist es der Konflikt selbst, der die größte Bedeutung hat.
Stevenson (nickt zufrieden): Vielleicht ist es das, was ich immer versucht habe zu sagen. Der Konflikt selbst ist das Leben.
Dr. Fields: Nun, es war mir eine Freude, diese Gedanken mit Ihnen zu teilen, Mr. Stevenson. Ich kann verstehen, warum Ihre Geschichte so viele Menschen seit ihrer Veröffentlichung fasziniert hat. Sie geht zu den tiefsten Fragen unserer Natur.
Stevenson: Und ich danke Ihnen für diese interessante Unterhaltung, Dr. Fields. Es hat mir gut getan, noch einmal darüber nachzudenken, dass es vielleicht nie eine endgültige Lösung für den Konflikt gibt, den ich beschrieben habe. Aber ich fühle mich jetzt etwas beruhigter, dass zumindest in der Realität niemand versucht, diesen Kampf ‚zu heilen‘.
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