I

in der letzten zeit
habe ich immer das gefühl:
das stück ist gespielt.
warum fällt der verdammte vorhang nicht.
ich stehe auf der bühne
und starre in das dunkle parkett.
in der letzten reihe
stehen noch einige,
ihren mäntel zum gehen bereit,
durch die offenen türen rundum
fällt das gelbe licht der gänge –
und ich breite die arme aus
versuche zu sprechen …
klirrend humpelt der nachtwächter
aus den gläsernen kulissen –
doch wieder geht er an mir vorüber.
ich sehe ihm nach
und sehe nur noch das blitzen
seiner silbernen sense –
ich wende mich zum letzten,
dessen schatten im äußersten tor
immer kleiner wird –
wie eine marionette lasse ich die arme fallen –
das klirren und blitzen
ist verschwunden –
beim nächsten mal – vielleicht –
die hoffnung ist die gütigste gefährtin,
die lüge die treueste.

II

aus dem nächtlichen grau
zerflattert ein blatt
in meine morgendlichen träume –
hinter dem vorhang
bauschen sich alltägliche gedanken hervor;
abläufe sind es,
mechanische repetitionen,
die nicht einzudringen vermögen
in die befremdliche logik der natur,
kathartische anmutungen
besudeln mit fahlbraunen strahlen
das weiß der wand vor meinen gedanken;
wieder sind es die splitter des gestern,
die mit ihren feinen stichen
durch die retinale lüge
auf den kern –
das was dahinter liegt, irgendwo –
zu stoßen suchen.
manchmal fühle ich eine spur von reaktion,
ein gerührt-werden;
doch das aneinanderreiben
der inneren regungen
täuscht kommunikation vor,
wo endlose monologe
regredierend
ein vorwärtskommen
dem betrogenen sinn
vor spiegeln.

w.s. scripsit 1966