Unterwegs zum Bahnhof
begleiten den Weg durch die Stadt
Montagmorgengesichter.
Manche zögern sich schläfrigen Auges
in die Helligkeit,
manche scheinen auf der Flucht.
Die schlaftrunkene Altstadt
spuckt die Übriggebliebenen der Nacht
auf den erwachenden Hauptplatz.
Gefüllt mit stationsweise Eingesammelten
durchschneidet die Straßenbahn
den träge fließenden Wochenbeginn.
Magistratsbeamte
tragen ihre paragraphengeregelte Präsenz
in schmalen Aktentaschen
in das nahe Rathaus.
Die in der Fußgängerzone
bis zehn Uhr erlaubten Lieferautos
verhindern kurze Wege.
Boutiqueverkäuferinnen
streuen ihre Weekenderinnerungen
zwischen die farblich wohlgeordneten Regale.
Schüler mit Rucksäcken tragen
antizipierend den Geruch ihrer Schule
in den Nasen.
Südeuropäische Bettler
üben die erfolgversprechendste Behinderung
und spendenerheischende Mienen.
Ein Kupfermuckenverkäufer
hält resignierend seine Zeitschrift
in die erwartete Nichtbeachtung.
Das Musiktheater
tönt seine verstummte Fassade
gegen den querungsförderlichen Volksgarten.
Der in seiner strömenden Geschäftigkeit
seltsam stille Bahnhof
tauscht die zügeweise sortierten Ankommenden
gegen die ungeordnet eintrudelnden Abfahrenden;
die ersten lassen sich ihrem Ziel entgegentreiben,
die andern setzen manchmal ein Lächeln auf.
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