Stichophilus laureatus

Der Begriff „Stichophilus“ existiert nicht als offizieller oder weit verbreiteter Fachbegriff, doch wenn man den Begriff etymologisch betrachtet, könnte „Sticho-“ vom griechischen „stichos“ (στίχος) hergeleitet werden, was „Zeile“ oder „Vers“ bedeutet, während „-philus“ vom griechischen „philos“ (φίλος) stammt, was „Freund“ oder „Liebhaber“ bedeutet. Zusammengesetzt könnte „Stichophilus“ also etwa „Zeilenliebhaber“ oder „Versfreund“ bedeuten und sich auf jemanden beziehen, der Poesie oder Verse liebt. „Stichophilus laureatus“ könnte man dann als eine fiktive oder humorvolle Bezeichnung verstehen, die sich aus „Stichophilus“ und „laureatus“ zusammensetzt, was „mit Lorbeer bekränzt“ oder „geehrt“ bedeutet. „Laureatus“ wird oft in Verbindung mit Dichtern verwendet (z.B. „poeta laureatus“ – gekrönter Dichter), sodass zusammengesetzt „Stichophilus laureatus“ also sinngemäß als „gekrönter Versliebhaber“ oder „geehrter Freund der Poesie“ übersetzt werden könnte.

Begriffsgeschichte: Auf einer Urkunde, die der Siegerin eines Literaturwettbewerbes für Lyrik überreicht worden war, fand sich als Begründung der Jury die Formulierung: „gelungene konkrete Poesie, pointiert und zieseliert (sic!)“. Dieser Lapsus der Jury – darunter immerhin drei Germanisten – regte den Blogbetreiber an, dieses außergewöhnliche Ereignis in Verse zu fassen. Da der oder das Ziesel – beides findet sich in einschlägigen Publikationen, wobei der Duden das Maskulinum bevorzugt – mit seiner lateinischen Bezeichnung als Spermophilus genannt wird, wurde eben der Begriff Stichophilus bzw. Stichophilus laureatus konstruiert. Die oben genannte Definition des Begriffs wurde nachträglich von einem KI-Assistenten durchgeführt, der in verblüffender Weise die Gedankengänge des Autors nachvollzogen hat.


Stichophilus laureatus

Die Ziesel wandern gern umher,
doch fällt das  e i n e m  Ziesel schwer,
der bleibt so gern in seinem Bau
und träumt von einer Zieselfrau.

Nach Liebesversen sinnt er Tag und Nacht,
weil ihm das Dichten Freude macht,
und so er seine Sehnsucht stillt,
die reichlich aus dem Innern quillt.

Kein Spermophiler mehr er ist,
auch wenn er manchmal Kerne frisst.
Viel lieber fügt er Wort an Wort.
sehnt sich an einen Liebesort,

wo ihn ein zärtlich Weib verwöhnt
und mit ihm um die Wette stöhnt.
Wie schön wär doch die Zieselwelt,
wenn ein Kleinziesel sich dazu gesellt!

Doch gleich zum Ende der Geschichte:
er sammelt alle die Gedichte –
und wie es jeder Dichter tut –
schickt er die Verse an AKUT.

Und die Experten diskutieren heiß,
verleihen ihm den ersten Preis.
Darob schreibt die Jury pointiert,
die Verse seien zieseliert.

So trifft sich Fauna mit der Schrift,
Rechtschreibung wird dabei umschifft.
Nun: Germanisten sei ’s daher verziehen,
dass sie das lange „I“ bemühen.


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