Tauben in der Morgendämmerung

Man gibt sich große Mühe
Um etwas vor uns zu verbergen, mein Freund.
Manche bleiben wach bis in den frühen Morgen
Um ihre Seelen zu suchen.
Andere entkleiden sich in verdunkelten Räumen.

Der quietschende alte Aufzug
Bringt uns zuerst in den eisigen Keller,
Um uns einen Mopp und einen Eimer zu zeigen,
Bevor er uns gewährt wieder aufzusteigen
Mit einem Seufzer der Verbitterung.

Unter dem unendlichen, frühmorgendlichen Himmel
Liegt die Stadt ruhig vor uns.
Alles hält inne:
die Giebel und Wassertürme,
die Wolken und Fähnchen weißen Rauchs.

Wir müssen geduldig sein, sagen wir uns,
Lasst uns sehen, ob die Tauben nun gurren
Für die, die an ihr Fenster kommt,
Um sie mit Biskuit zu füttern,
mit ihrem schlanken Arm, sonst verborgen.


Übertragung von Charles Simic‘ „Pigeons at Dawn“ aus „My Noiseless Entourage“, 2005.


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