Kategorie: Gedichtzyklen
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Bruckner.Park.Idyll
Auf einem rostfarbenen Lastkahn strecken zerschweißte Träger der Eisenbahnbrücke ihre Wunden in den blassblauen Sommersamstagshimmel. Aus dem eventtruckzerpflügten Gras starren das dunkelheitsverbrannte Bühnenrechteck und die aneinandergereihten Sanitärquadrate den Flanierenden vergelbt entgegen. Von der fernverkehrenden Autobahnbrücke her drängt sich hintergrundheischend das Rollen der Reifen in das schweigende Fließen des Stromes. Der aufbrechende Sommerflieder reckt seine Blütenstände…
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Die Mauer
Du baust eine Mauer aus leergesungenen Träumen, aus gebrochenen Versprechen, aus zerlebten Tagen versäumter Hoffnungen, aus verstreuten Fragmenten, die du für das Leben hieltest. Die bedrohten Zwischenräume füllst du mit verbrauchten Lügen, dir fremd gewordnen Illusionen, zu oft geweinten Tränen, unausgesprochnem Zorn und vergessen gehoffter Wut. Diese Mauer schützt dich nicht vor dem Stachel der…
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Frosch.Grün
Ich bin ganz grün und bin so frosch. Mein Kühlschrank ist ein großer Bosch®, in den hab‘ ich den Storch gesperrt, damit er mich nicht gleich verzehrt. So kann in Ruhe ich jetzt laichen und lass danach ein Jahr verstreichen. Dann ist mir’s Leben einerlei und geb’ den Storch schon wieder frei. [Verzeichnis der…
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Wir putzten uns sieben Minuten lang ab *
Ich ging an einem schönen Frühlingstag mit Adele, meiner neuen Freundin, in Schönbrunn spazieren. „Wir waren schon so lange nicht mehr im Tiergarten“, schlug sie eine Abwechslung vor. Gesagt! Karten gekauft! Es dauerte recht lange, bis mich Adele vom Bärengehege weglotste, denn das war für mich als Arktophilem ein Pflichtbesuch. Elefanten, Nilpferde, das kreischende Affenhaus.…
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Herrn Kübels Apokalypse
Das Jüngste Gericht ist gerade vorbei und hat die Welt befreit von allem Übel, da sieht man unter all der Jubelei auf einer Wolke sitzen den Herrn Kübel. Blitzblank geputzt nippt er am Nektarglas, doch wahrlich: glücklich wirkt er nicht. Er knabbert Manna, ist ganz blass und zeigt sein traurigstes Gesicht. Sah er doch auf…
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Hirsch. Zur ewigen Ruh.
Himmelwärts horchender Hirsch hofft heftig herrlicher Hinde. Blaublühende Blumen beleben buschige Böschung. Farnige Felsen folgen frech vorlauten Vorsprüngen. Wilde Winde wabern wallend waldwärts, wo Waldes Wipfel weihevoll wogen. Weißhintriger Hirsch halluziniert hemmungslos: Hübsche Hirschkuh, hirsche hügelaufwärts! Hört, hört! Hirschhungrige Hunde hecheln Hohlwege hinan. Halali! Halali! Halalo! Jagdgeile Jäger jauchzen jubelnd. Jagdhunde jaulen. Piff, paff, puff! [Verzeichnis…
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Herr Kübel 2.0
Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden; so ist es wohl auch bei Herrn Kübel, selbst wenn ihm doch in trüben Stunden hochsteigt der Welten Schmerz und Übel. Sein Alltag füllt ihn mit den Resten und allem, was man so entsorgt. Die Narrheit hält uns nur zum Besten: das Glück im Leben bleibt geborgt.…