Kategorie: Jahres.Zeiten

  • Dezember.Wiesen

    Der Regen hat den Schnee auf den Dezemberwiesen stumpf gemalt. Die Äste beugen – nah am Brechen – beschwert sich nieder. Das Schwarz der Stämme zeichnet Säulen in das Grau, die einen Himmel aus Stille tragen. Das Glitzern ist verstummt im See der bitt’ren Tränen. Dein müdes Herz ist eingeflochten in ein Gespinst aus tausend,…

  • Das Blumenmassaker

    Man verkauft heut‘ rote Rosen auch schon in Konservendosen. Pfingstrosen muss man dafür reiben, oder auch in Scheiben schneiden. Gänseblümchen kann man häckseln, aus Sonnenblumen Zäune drechseln. Margeriten sind an vielen Ehen schuld, beim Zupfen braucht man halt Geduld. Häufig hört man Akeleien quer durch alle Gärten schreien, wenn die Rasenmäher rattern alles unter sich…

  • Herbst.Reminiszenzen

    Wenn du behutsam durch den Park gehst, hörst du vielleicht die Blätter, die hinter dir herflüstern, dir vom Sommer erzählen, von der längst vergessenen Sehnsucht des Frühlings. Und der von der Nacht gefrorene Himmel knallt sein unterbittliches Blau in die Zwischenräume deiner Gedanken. Der Winter wird kommen.

  • Herbst.Schmähung

    Herbst! Herbst! Schickst die Natur auf Chlorophyllentzug, stiehlst karge Sonnenstunden aus den engen Tälern. Du treibst die Nebelfetzen als Boten läng’rer Nächte durch die Gassen. Du täuschst mit deinen Farben die frühlingssücht‛gen Herzen. Vertrieben hast du längst den Schrill der Schwalben aus den Giebeln. Bedrängst der Menschen Hälse mit dicken Schals und hohen Krägen, zwingst…

  • Montag.Morgen.Gesichter

    Unterwegs zum Bahnhof begleiten den Weg durch die Stadt Montagmorgengesichter. Manche zögern sich schläfrigen Auges in die Helligkeit, manche scheinen auf der Flucht. Die schlaftrunkene Altstadt spuckt die Übriggebliebenen der Nacht auf den erwachenden Hauptplatz. Gefüllt mit stationsweise Eingesammelten durchschneidet die Straßenbahn den träge fließenden Wochenbeginn. Magistratsbeamte tragen ihre paragraphengeregelte Präsenz in schmalen Aktentaschen in…

  • Frühling, verhalten

    Der Winter ist klein geworden. Die Kälte duckt sich hinter die kurz gewordenen Schatten. Noch schläft die Kraft unter den schneegescheckten Wiesen. Der Spiegel des Flusses schreckt vor den Farben noch zurück. Es ist, als hielte die Zeit den Atem an, bevor sie neue, wildere Stunden in die Welt spült. [Verzeichnis der Texte]

  • Schmetterling

    Wintertags unter dem Heizkörper flehend-fliehendes Flattern gleich dem Flügelschlag des Schutzengels auf dem Bild der Kindheit. So fand ich dich ängstlich suchend nach dem Glanz der Sonne, die kalt und klar vor dem Fenster stand. Die Flügel von der Vergeblichkeit zerzaust und müde. Hilflos Hände und Gedanken. Endlich. Geborgen wie gefangen, in der Höhle der…