Kategorie: Spiegelungen
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Abschied
Du hieltest lang in deinen Händen das dunkle Gesicht der Nacht, als wäre es von einem Dämmern erhellt. Beim Abschied sah ich, wie die Sonne in den Buchten deiner Augen erlosch. Wann werde ich mein Land wiedersehen, den Horizont deines Gesichts? Ich werde andere Himmel sehen, an Quellen andrer Lippen trinken, duftend und nächtlich, doch…
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Der Stadt entgegen
Der Tag wickelt sich aus der Nacht. Seine Fühler summen. Jetzt hängt er frei im Himmel wie ein Weltkörper rollend. Die Sonne schwimmt über den Horizont, der Strom der Asphaltbahnen treibt hin, breit zur grünen Küste der Hügel. Der Wind spielt mit den Stunden um Werden und Sein, um Leben und Sterben. Der Kessel erwachendes…
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O – wie Ode an die Freude
I Wie Ode an die … Öden Oden an? Anoden? Mit dem Powerbook andocken ans Netz … Den Stecker des Netzgerätes in die Steckdose des Intercity 740 „Licht für die Welt“ stecken, der nach dem gültigen Winterfahrplan statt um 16:00 den Westbahnhof erst um 16:34 verlässt. Vor dem 16:22er, der als Eurocity – aus Budapest…
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Heimat: Drei Gedichte
Abschied Du hieltest lang in deinen Händen das dunkle Gesicht der Nacht, als wäre es von einem Dämmern erhellt. Beim Abschied sah ich, wie die Sonne in den Buchten deiner Augen erlosch. Wann werde ich mein Land wiedersehen, den Horizont deines Gesichts? Ich werde andere Himmel sehen, an Quellen andrer Lippen trinken, duftend und nächtlich,…
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Abend
Der Abend sattelt die leergelebten Stunden und trabt den rötlichen Hügeln entgegen. Die Schwalben zerschrillen im Flug die verbliebenen Schatten. Der Halbmond deiner Lider vibriert in der Erwartung einer versprochenen Nacht, die spinnengleich prüfend ihre Hände über die Dächer der Häuser legt, die in die Buchten der Hügel sich kauern. Gleich Spinnwebenflor spinnt sich die…
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Die Mauer
Du baust eine Mauer aus leergesungenen Träumen, aus gebrochenen Versprechen, aus zerlebten Tagen versäumter Hoffnungen, aus verstreuten Fragmenten, die du für das Leben hieltest. Die bedrohten Zwischenräume füllst du mit verbrauchten Lügen, dir fremd gewordnen Illusionen, zu oft geweinten Tränen, unausgesprochnem Zorn und vergessen gehoffter Wut. Diese Mauer schützt dich nicht vor dem Stachel der…
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Zeitenwelke
Angehäuft sind da ernsthaft Monate, verhüllt in einem Gewand aus den Fäden versäumter Tage gewoben. Die Uhr, die auf dem Land sich ins Moos gelegt, auseinandergebrochen und verwundet, eine verschattete Spur unter dem Keil der Zeiger. Das sind die Zeiten, die weder Finger noch Licht einfingen, kostbarer als ein zerbrochener Fächer aus der Hand der…