Kategorie: Rück.Blick

  • 26.Dezember

    Das erste Spielzeug ist zerbrochen. Auf dem Herd zerköcheln die Lügen der Familienbesuche. Die Fotos vom Weihnachtsabend werden auf Festplatten abgelegt, aus der Erinnerung gelöscht. Die Mühen des weihnachtlichen Tauwetters gegen den rußgefleckten Matsch in den Straßen der Stadt waren vergebens – schon bereitet der seltsam verheißungsvoll leuchtende Schneehimmel das Leichentuch für das alte Jahr.…

  • Kindheit II

    Kindheit – das waren jene Tage an denen im Sand jedes Glitzern ein Diamant war oder zumindest Gold Kindheit – das waren jene Tage an denen jede Ritze in einem Baum einen Schatz barg oder ein Geheimnis Kindheit – das waren jene Tage an denen in den sich wandelnden Wolken die Fabelwesen aus den Träumen…

  • Zeit

    Wer hatte uns die Zeit geschenkt? Dieses Leben, dieses unendliche Leben. Voll Kraft und ungestüm füllten wir die Seiten. Was wir begannen, war ein Entwurf der Möglichkeiten. Viele Seiten vor uns. Ungesagtes. Ungeschriebenes. Die Zeit nahm uns die Feder aus der Hand. Der Alltag schrieb in andre Bücher. Fragment blieb alles. Zwischenraum. Als der Herbst…

  • Der Baum

    Im verstummten Teil des Gartens, nah an seiner Grenze, steht ein alter Baum, müde noch vom Widerstand gegen die Stürme des letzten Jahres. Schatten der Erinnerung sind eingebrannt in seine Rinde. An den höchsten Ästen hängen vergessene Früchte, die süßer werden von Tag zu Tag, wie spät entfachte Liebe. [Aquarell: Erwin Kastner, 2011] [Verzeichnis der…

  • Wohin

    Wohin ist das Vertrauen der Gebete der Kindheit? Du hast die Menschen kennengelernt, ihre Lügen und Träume, ihre Wahrheiten und Enttäuschungen. Du trägst ihre Gesichter mit dir, ihre Grimassen und Masken. Sie drängen sich vorlaut in deine Träume und Tage. Manchmal kannst du ihr Schweigen nicht ertragen. Manchmal fordern sie deine Erinnerungen, sind dir Spiegel…

  • Metaphern.Begräbnis

    Im stillsten Winkel des Friedhofs der Erinnerungen will ich ein Grab ausmessen, so weit, dass es ein Leben fassen kann. In ihm will ich begraben jenen schon so fernen Tag, als ich zum ersten Mal dich sah, den mir so teuren Augenblick, als ich den Treuering an deinen Finger steckte, und jene selt’nen Stunden, als…

  • LebenS|SpiegeL

    Zum 26. 10. Du ertappst dich dabei, dass du dein Leben inszenierst. Das Lächeln vorhin – ein Um-zu, deine Haltung – Attitüde. Du bist nur ein Spiegel, der sein Gegenüber reflektiert, Gefühle akribisch registriert, mit einem Achselzucken quittiert. Du saugst das Leben auf, kannst nichts davon für dich behalten, gibst gerecht buchführend alles zurück, ohne…